August Hermann Francke war eine zentrale Persönlichkeit des lutherischen Pietismus, einer vornehmlich auf Philipp Jakob Spener zurückgehenden, innerprotestantischen Reform- und Erweckungsbewegung. Francke studierte u.a. Philosophie und Theologie und lernte nach der Habilitation in Leipzig Philipp Jakob Spener kennen, der einen großen Einfluss auf ihn ausübte. Weltverbesserung durch Menschenverbesserung war Franckes Vision, die den Fokus auf das Individuum richtete. 1698 richtete er ein Waisenhaus mit angeschlossener Armenschule in Halle/Saale ein, wo er mittlerweile auch Professor und Pfarrer der St.-Ulrich-Kirche geworden war. Diese Ausbildungsstätte für mittellose Kinder, die sich zu einem bedeutenden Schulkomplex entwickelte und später den Namen "Franckesche Stiftungen" erhalten sollte, avancierte innerhalb weniger Jahrzehnte zur bedeutendsten protestantischen Bildungseinrichtung Europas, in der grundlegende Ideen der Reformation umgesetzt wurden. Vertreter des Halleschen Pietismus waren unter den Trägern der Dänisch-Halleschen Mission, dem ersten organisierten Missionsunternehmen in der protestantischen Kirchengeschichte. Auch die beiden Tranquebar-Missionare Bartholomäus Ziegenbalg und Heinrich Plütschau hatten bei Francke studiert.
Martin Bernigeroth (1670–1733), Portrait von August Hermann Francke (1663–1727), Kupferstich, 146x96 mm, o.J.; Bildquelle: SLUB Dresden, Deutsche Fotothek, Permalink: http://www.deutschefotothek.de/obj70249711.html, Standort des Originals: Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden.