Rosa von Praunheims "Skandalfilm" gilt für die deutsche Schwulenbewegung als eine Art "Initialzündung". Der nach der Abschaffung des Paragraphen 175 im Jahr 1969 entstandene provokative Film wollte die – als politische Gruppe erst zu konstituierenden – Schwulen "wachrütteln", für "ihre Sache" kämpferisch einzutreten. Er ist darüber hinaus ein gutes Beispiel für die immense Bedeutung von filmischen Bildern für die schwul-lesbische Bewegung. Sie können neue, emanzipatorische Ideen vermitteln, Identitätsangebote zur Verfügung stellen und haben somit eine wichtige Rolle bei der Selbstvergewisserung und politischen Formierung. Der Filmstill zeigt die Hauptfigur Daniel (vorne liegend) in einer Wohngemeinschaft während im "Off" ein Emanzipationsmanifest verlesen wird.
Rosa von Praunheim, "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt", Filmstill, BRD 1970; Bildquelle: Mit freundlicher Genehmigung von Rosa von Praunheim, © Rosa von Praunheim.