Die Synagoge in Seesen, der Jacobstempel, wurde 1810 eingeweiht und war die erste Synagoge des Reformjudentums. Sie verfügte über einen Glockenturm sowie eine Orgel und wies im Innenraum Merkmale eines protestantischen Kirchenbaus auf. So waren die Sitzbänke für die Männer ähnlich wie Kirchenbänke links und rechts eines Mittelgangs aufgereiht. Ausgangspunkt für die Reformen waren die Bemühungen des Vorsitzenden der 1808 gegründeten Israelitischen Kirchenbehörde im Königreich Westphalen, Israel Jacobson (1768–1828), Schule und Gebetshäuser neu zu gestalten. Mit den Modernisierungen Jacobsons gingen auch Gottesdienstreformen einher, die jedoch bald wieder verworfen wurden. Die Synagoge, die sich auf dem Gelände der Jacobsonschule befand, wurde 1938 während der Novemberpogrome zerstört.
Innenansicht des Jacobstempels, Seesen, Schwarz-Weiß-Photographie, 1899, Photograph: Willy von Franquet; Bildquelle: Photo-Repro J. Frassl / Archiv Jacobson-Gymnasium Seesen.