Diese schillernde Grotte aus Muscheln, Korallen und einer Nautilusschnecke ist ein typisches Arrangement des Frühbarock. Als theatrales Guckkasten-Panorama ist es ein beliebtes Kunstkammerstück. Es kann in zweierlei Hinsicht als Modell für eine fürstliche Wunderkammer insgesamt verstanden werden: Einerseits stellt es die Verquickung von Heidnischem und Profanem (Venuszug und christliches Kreuz, Koralle als Symbol für die drei Reiche der Natur) dar, andererseits ist es als Miniaturausgabe des umgebenden theatrums Wunderkammer aufzufassen, zu dessen Erscheinungsbild wiederum das Korallenkabinett als Einzelelement beiträgt.
Unbekannter Künstler, Kabinettschrank aus Korallen: Korallenkabinett, verschiedene Materialien, 66 x 55 x 56,2 cm, zweite Hälfte 16. Jahrhundert; Bildquelle: © Kunsthistorisches Museum Wien, Sammlungen Schloss Ambras, Inv.-Nr. AM_PA_961, https://www.khm.at/de/object/504897/.