Rabbi Samson Raphael Hirsch war einer der führenden Vertreter des orthodoxen Judentums in Deutschland. Nach dem Studium in Bonn und Rabbiner-Posten in Oldenburg, Emden und Mähren wurde er 1851 Rabbiner der orthodoxen "Israelitischen Religionsgesellschaft" in Frankfurt am Main, wo er den Rest seines Lebens wirkte. Im Gegensatz zu den Strömungen des Reformjudentums war er gegen eine zeitgemäße Umgestaltung des Judentums. Hirsch wollte an Inhalt und Formen des religiös-praktischen Lebens festhalten und war auch nicht bereit, die religiösen Urkunden einer wissenschaftlichen Kritik zu unterziehen. Unter der Voraussetzung, dass die Emanzipation der Juden nicht auf Kosten des traditionellen jüdischen Lebens ging, war er allerdings ein Befürworter der Eingliederung der Juden in die Mehrheitsgesellschaft. Er betrachtete die Juden als organischen Teil der deutschen Bevölkerung; insofern gehörte die patriotische Unterweisung, das heißt die Ausbildung zur Erfüllung nationaler Aufgaben, zum Pflichtprogramm einer guten jüdischen Erziehung.
Portrait von Samson Raphael Hirsch (1808–1888), unbekannter Künstler; Bildquelle: Jüdisches Lexikon, Berlin 1928, vol. 2, Sp. 1621.