Für Künstler stellte die Gesellenwanderung meistens ein Pflichtelement ihrer Ausbildung dar. Es gelang ihnen jedoch nicht immer in eine bestimmte Werkstatt aufgenommen zu werden, weil Zünfte den Zuzug fremder Fachkräfte oftmals einschränkten. Der italienische Maler Federico Zuccari (ca. 1541–1609) zeichnete einen solchen Fall am Beispiel seines Bruders Taddeo Zuccari (1529–1566) aus Sant'Angelo bei Urbino nach, dem die Aufnahme in das römische Atelier von Perino del Vaga (1501–1547) verwehrt wurde. Im Rahmen eines Bilderzyklus (von rechts nach links) zeigt die Zeichnung Zuccaris Cousin, den Maler Francesco il Sant'Angelo. Er arbeitete für Vaga, weist seinen Verwandten jedoch brüsk ab. Am linken Bildrand sieht man den tief enttäuschten Taddeo Zuccari, wie er der Werkstatt den Rücken kehrt.
Federico Zuccari (ca. 1541–1609), Taddeo wird zurückgewiesen von Francesco II Sant’Angelo, Zeichnung, 17,9 cm x 41,5 cm, ca. 1595, Bildquelle: Getty Museum Collection, Inventarnummer 134690, https://www.getty.edu/art/collection/object/108ET4, gemeinfrei.