Die Abbildung steht für die Ambiguität des mittelalterlichen Bildes vom Aussatz und seiner historischen Interpretation bis heute: Ikonographisch erschließt sich das am Stadttor ausgesprochene Verbot für den durch Tracht und Klapper gekennzeichneten Leprosen sowie einen Krüppel, die Stadt zu betreten. Dem Textzusammenhang nach gehört die Abbildung zur Geschichte des Königssohns Josaphat (Bodhisattva) von Indien, dem der Übertritt zum Christentum vorhergesagt ist und der deswegen von seinem Vater eingesperrt wird. Das Wesen des Menschen und des christlichen Glaubens erfährt er durch Begegnungen mit einem Leprosen und einem Blinden.
Zwei Leprakranke vor einem Stadttor, Buchmalerei, 1300–1400, unbekannter Künstler, in: Beauvais, Vincent de: Miroir historial, traduction en français par Jean de Vignay, Livres IX-XVI, 1300–1400; Bildquelle: www.gallica.bnf.fr, Permalink: http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b7100627v/f751.item.