Die Abbildung zeigt Liebigs Labor als einen Raum des kollektiven Arbeitens von Lernenden und Lehrenden aus unterschiedlichen Ländern. Auch das Prinzip der Arbeitsteilung wird erneut bekräftigt. Das Labor erscheint nicht nur als Werkstatt, sondern auch als ein Umschlagplatz von Ideen und Diskursen. Ferner lässt sich eine der innenarchitektonischen Neuerungen von Liebig erkennen. In älteren Laboratorien waren die Experimentiertische in der Regel nur gegen die Wand gestellt und ein freier Tisch in der Mitte platziert. Liebig verteilte die Experimentiertische über den ganzen Raum. So konnten mehr Versuche zur gleichen Zeit durchgeführt und mehr Studenten aufgenommen werden, während der Laboratoriumsleiter relativ einfach den Überblick behielt.
Innere Ansicht des Analytischen Laboratoriums in Giessen, Lithographie, 1842, unbekannter Künstler nach einer Zeichnung von Wilhelm Trautschold (1815–1877) und Hugo von Ritgen (1811–1889); Bildquelle: Hofmann, J. P.: Das chemische Laboratorium der Ludwigs-Universität zu Gießen, Tafeln, Heidelberg 1842, Tafel VII.