Einleitung: Fragestellungen einer Wissensgeschichte
Trotz seines skandalösen Klanges, der geeignet ist, Aufmerksamkeit zu erregen, spielt der Begriff "Pseudowissenschaft" im aktuellen Wissenschaftsbetrieb kaum eine Rolle. Die Wissenschaftsforschung als Teil der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften folgt heute Fragestellungen, die einer normativen Benennung von Kriterien für Pseudowissenschaftlichkeit geradezu entgegengesetzt sind. Wissenschaftsgeschichte (engl. history of science), die vorwiegend als Historiographie der Naturwissenschaften verstanden wird, wird zunehmend durch eine Wissensgeschichte (engl. history of knowledge) ergänzt. Letztere bezieht auch die Verhältnisgeschichte von Natur- und Geisteswissenschaften, die Geschichte der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, außer-wissenschaftliche Formen von Wissen sowie das implizite Wissen, das in Praktiken zur Anwendung kommt, mit ein.
Ein derart erweiterter Wissensbegriff bringt zugleich eine Ausdifferenzierung des Begriffsfeldes, das ihm entgegengesetzt ist, mit sich. Die entsprechenden Begriffe müssen dabei nicht notwendig negativ konnotiert sein: So lancierten die Wissenschaftshistoriker Robert N. Proctor (geb. 1954) und Londa Schiebinger (geb. 1952) den Neologismus "Agnotology", um eine systematische Untersuchung unterschiedlicher Formen von "Nicht-Wissen" anzuregen.1 Der Philosoph Martin Mulsow (geb. 1959) wiederum konzentriert sich in seiner "anderen Ideengeschichte" auf das prekäre Wissen und damit auf die Verluste, die bei der Tradierung von Wissen entstehen können.2
Ähnliche Fragestellungen gab es bereits zuvor: So unternahm der französische Philosoph Michel Foucault (1926–1984) in den 1960er Jahren den Versuch, Typen von Wissenschaftlichkeit zu unterscheiden, indem er den damaligen Topos "counter-culture" (engl.: Gegenkultur; im Unterschied zu "subculture" und "dominant culture") auf Disziplinen wie Ethnologie, Psychoanalyse und Linguistik bezog und diese als "contre-sciences" (frz.: Gegenwissenschaften) beschrieb.3 Foucault untersuchte die "Humanwissenschaften" – als solche benannte er Psychologie, Soziologie, Kulturgeschichte, Ideengeschichte und Wissenschaftsgeschichte4 – und wies deren Charakterisierung als "pseudowissenschaftliche Schimären"5 oder "falsche Wissenschaften"6 zurück, obwohl er selbst ihre Wissenschaftlichkeit grundsätzlich in Frage stellte. Gegen sie sprach in Foucaults Augen in erster Linie, dass sie Begriffe und Methoden aus den Disziplinen der Biologie, Ökonomie sowie den Philologien übernahmen, anstatt ein eigenes Instrumentarium auszubilden.7 Foucault äußerte seine Kritik mit der Absicht, eine wissenschaftliche Profilierung zu bewirken; insbesondere der Ideengeschichte setzte er seine Konzepte der "Archäologie" und der Diskursanalyse entgegen.8
Angesichts der hegemonialen Stellung, die die Historiographie der Naturwissenschaften einnahm, waren Wissenschaftstheoretiker im 20. Jahrhundert mit der Zuschreibung Pseudowissenschaft allerdings schnell bei der Hand. Um den Begriff der Pseudowissenschaft zu definieren, stützte man sich insbesondere auf das Falsifikationskonzept des österreichischen Philosophen und Wissenschaftstheoretikers Karl Popper (1902–1994)[]: Popper zufolge liegt das Interesse von Pseudowissenschaften nicht darin, den Wahrheitsgehalt ihrer Thesen oder Themen durch Falsifizierungen oder Korrekturen zu verbessern. Durch die Art ihrer Aussagen entziehen sie sich sogar einer empirischen Überprüfung oder Widerlegung. Popper, der sich 1919 erstmals mit diesem Thema befasste, betrachtete die Psychoanalyse von Sigmund Freud (1856–1939)[], die Individualpsychologie des österreichischen Arztes und Psychotherapeuten Alfred Adler (1870–1937) sowie den Marxismus der Marx-Schüler als solche nicht-falsifizierbaren Pseudowissenschaften.9
Der Begriff "Pseudowissenschaft" fügte sich gut in die sprachanalytischen Diskussionen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts geführt wurden. Zentrales Anliegen – beispielsweise des Wiener Kreises, eines informellen Zirkels von Philosophen und Wissenschaftstheoretikern – war es, traditionelle philosophische Fragestellungen – etwa Reflexionen über das "Sein" in der Philosophie Martin Heideggers (1889–1976) – als Scheinprobleme (engl. pseudo-problems) zu entlarven, und damit als metaphysische Fragestellungen, die innerhalb der Wissenschaften grundsätzlich zu vermeiden seien.10 Indem Popper eine nicht-falsifikatorische Vorgehensweise als pseudowissenschaftlich definierte, implizierte er, dass Psychoanalyse, Individualpsychologie und Marxismus von einer gegebenen fundamentalen Norm für Wissenschaftlichkeit abwichen und sich trotzdem – gleichsam betrügerisch – als wissenschaftlich ausgäben. Die angebliche Notwendigkeit einer solchen Abgrenzung bzw. Skandalisierung dieser Theorieformen, erklärte Popper im autobiographischen Rückblick aus dem zeitgeschichtlichen Kontext seiner Arbeiten: etwa dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns und den aufstrebenden revolutionären Bewegungen nach Ende des Ersten Weltkriegs.11
Insgesamt gelang es der Wissenschaftstheorie allerdings nicht, hinreichend präzise und zugleich allgemein gültige Kriterien zur Bestimmung von Pseudowissenschaftlichkeit festzulegen. Poppers Falsifikationskriterium lässt sich, dem britischen Wissenschaftsphilosophen Philip Kitcher (geb. 1947) zufolge, nämlich auch auf die Naturwissenschaften nicht problemlos anwenden. Naturwissenschaftliche Theorien arbeiten meist mit einem Bündel von Hypothesen, deren Status als Hilfs- oder zentrale Hypothesen nicht einfach zu entscheiden sei. Zudem sei es nicht sinnvoll, eine noch neue Hypothese sogleich mit dem Vorwurf der Pseudowissenschaft zu belegen und dadurch auszuschließen.12 Der Wissenschaftshistoriker Michael Hagner (geb. 1960) betrachtet Pseudowissenschaft als Ordnungs- und nicht als Analysebegriff: Wissenschaftliche Normen und Werte seien demnach zu variabel, als dass sich wissenschaftliche bzw. pseudowissenschaftliche Theorien und Methoden allgemeingültig bestimmen und voneinander abgrenzen ließen. Zuletzt wurde Ende der 1980er Jahre im Zuge der Diskussion um den Kreationismus und die Evolutionstheorie der Versuch unternommen, die Begriffe voneinander zu unterscheiden. Im Jahre 2002 wurde "Pseudowissenschaft" schließlich aus der Wissenschaftsklassifikation der reputierten wissenschaftshistorischen Zeitschrift ISIS entfernt.13 The Oxford Companion to the History of Modern Science von 2003 weist in dem Eintrag Pseudo-science and quackery ebenfalls darauf hin, dass der Begriff angesichts seines pejorativen Charakters sowie der beschränkten Gültigkeit seines bisherigen historischen Gebrauchs nicht als deskriptive, überzeitliche oder objektive Kategorie betrachtet werden kann.14
Eine Verhältnisgeschichte der Wissenschaften
Bislang gilt als weitgehend unumstritten, dass die Unterscheidung von Wissenschaft und Pseudowissenschaft ein Anliegen der Moderne bzw. ein typisch modernistisches Projekt (gewesen) sei.15 Diese Auffassung beruht allerdings auf einer impliziten Gleichsetzung von Wissenschaft und moderner Naturwissenschaft sowie auf einer durchaus schütteren historischen Quellenlage. Die Digitalisierung moderner und vormoderner Quellen wird es in den nächsten Jahren möglich machen, systematischer auszuwerten, seit wann die Zuschreibung "pseudo" in Bezug auf Gruppen von Wissenschaftlern sowie auf Wissenschaft Verwendung findet. Verwandte Zuschreibungen, wie häretisch, dogmatisch, anti-wissenschaftlich, unwissenschaftlich, nicht-wissenschaftlich, esoterisch,16 fantastisch etc., gilt es zu berücksichtigen, sofern sie im historischen Kontext einer genaueren Bestimmung von Pseudowissenschaft dienten. Die Antonyme, die jeweils verwendet wurden, etwa real science, mainstream science, successful science, orthodox science, official science etc. geben ebenfalls Auskunft darüber, was mit der Zuschreibung Pseudowissenschaft historisch und kulturell jeweils beabsichtigt wurde.
In den verschiedenen Wissenschaftsfeldern dominierten je unterschiedliche Begriffe: Eine Geschichte der wissenschaftlichen Problematisierung von Theologie ließe sich am besten mittels des Begriffs "Häresie" schreiben, für die Jurisprudenz war der Begriff "Querulanz" zentral,17 in der Medizin wäre wohl "Charlatanerie" die zentrale Figur und in den Naturwissenschaften fokussierte man auf "Pseudowissenschaft". Zwischen diesen Zuschreibungen gab es allerdings Überschneidungen und Verschiebungen. Für eine Verhältnisgeschichte der Wissenschaften sind diese oftmals kontraintuitiven Bestimmungen besonders aussagekräftig. Im Folgenden werden einige ausgewählte historische Beispiele vorgestellt: Ihnen lässt sich entnehmen, dass die Bedeutungen der Zuschreibung "Pseudowissenschaft" im übernationalen Dialog von Wissenschaftler/innen konkretisiert wurden und dass sich das Bedeutungsspektrum je nach herrschender Leitwissenschaft signifikant veränderte.
Pseudo-Scientia: 16. bis 18. Jahrhundert
Im christlichen Europa galt bis ins 18. Jahrhundert die Theologie als höchste der Wissenschaften. In den Universitätswissenschaften, die an einem Modell scholastischer Begriffspräzisierung ausgerichtet waren, wurden eigene Kriterien dafür geschaffen, welche Voraussetzungen Theorien erfüllen mussten, um wissenschaftlich akzeptabel zu sein. Abgesehen von logischen Regeln und theologischen Theoremen wurden auch Verfahrenscodices ausgebildet, etwa der elenchus, eine regelgerechte Frageweise, die dazu diente, die orthodoxe Lehre zu verteidigen und den theologischen Gegner auf wissenschaftlich legitime Weise zum Schweigen zu bringen. In der theologischen Polemik galt es bis ins 18. Jahrhundert als Amtspflicht, dem Gegner Wort für Wort – zunächst im persönlichen Umgang und, falls dies wirkungslos blieb, in veröffentlichten Refutationen – dessen Irrtum (griech. pseudos) vollständig nachzuweisen.18
Als Präfix wurde "pseudo-" im 13. und 14. Jahrhundert unter Kirchenkritikern gebräuchlich. Die Rede von "falschen Propheten" ("pseudoprophetae") im Neuen Testament diente als Vorlage für die Diffamierung von Gegnern als "pseudo".19 Diese biblische Aussage war apokalyptisch konnotiert und wurde mit dem Wirken des Teufels in Zusammenhang gebracht. Im 16. und 17. Jahrhundert nahmen die Auseinandersetzungen um die theologische Rechtmäßigkeit naturkundlicher Aussagen zu und wurden nun auch unter Naturkundlern geführt. Besonders naturkundliche Aussagen, die sich auf Gegenstände der Theologie bezogen, wurden intensiv diskutiert. Die Zuschreibung "pseudo-", die damit in naturkundliche Debatten einging, war sowohl mit dem Vorwurf der Häresie verbunden, der auf eine willentliche Abweichung von der theologischen Lehre zielte, als auch mit dem Vorwurf der Charlatanerie, bei dem ökonomische Aspekte des betrügerischen Handelns im Vordergrund standen. Den Vorwürfen Häresie, Charlatanerie und "pseudo-" war gemeinsam, dass sie auf wissenschaftliche Theorien und Praktiken bezogen werden konnten und dazu dienten, den Gegner zu skandalisieren und zu kriminalisieren.20
In der orthodoxen sowie der okkulten Naturkunde des 16. und 17. Jahrhunderts wurde das Schlagwort "pseudo" in unterschiedlichen Kombinationen gebraucht: So bezeichneten sich Anhänger und Gegner des Schweizer Arztes und Alchemikers Paracelsus (1493/1494–1541)[] gegenseitig als Pseudochristen, Pseudopropheten, Pseudophilosophen, Pseudoalchemiker, Pseudochemiker und Pseudoastronomen. Der Londoner Theosoph und Arzt Robert Fludd (1574–1637)[] reflektierte diesen häretisierenden (vornehmlich personalisierenden) Wortgebrauch, durch den magisch und "pseudo" quasi gleichgesetzt wurden, kritisch. In seiner Schrift Summum bonum aus dem Jahr 1629 bemühte er sich Anteile der Magie, die "scientia" und "sapientia vera" – und demnach theologisch unproblematisch – seien, von solchen Teilen zu unterscheiden, die als "pseudosophia" sowie "cacosophia" aufzufassen seien.21
Im Jahr 1645 griff der französische Pater Pierre Le Cazre (1589–1664), zu dieser Zeit Rektor des Jesuitenkollegs von Dijon, den Vorwurf des Pseudotums auf. In seiner 44 Seiten langen, mit Zeichnungen illustrierten Streitschrift Physica demonstratio stellte Le Cazre die Fallgesetze des Galilei als Pseudowissenschaft dar.22 Anlass für Le Cazres Publikation, die den Vorwurf "pseudo-scientia" im Titel trug, war die Veröffentlichung der Abhandlung De Motu Impresso des Mathematikers, Physikers und Priesters Pierre Gassendi (1592–1655). Darin legte Gassendi nahe, dass die von Galileo Galilei (1564–1642) aufgestellten Fallgesetze mit dem Weltbild des Nikolaus Kopernikus (1473–1543) übereinstimmten.23 Der Veröffentlichung war ein privater Briefverkehr vorausgegangen, der jedoch zu keiner Einigung geführt hatte.24 Le Cazres Vorwurf der "pseudo-scientia" entzündete sich an Galileis Anspruch, mit seiner Mechanik und seinen Fallgesetzen "due nuove scienze"25 entwickelt zu haben. Als "pseudo" gebrandmarkt sollten Galileis "neue" Erkenntnisse als betrügerische Anmaßung bloßgestellt werden: die "neue" Wissenschaft sei als pseudo-scientia zurückzuweisen und durch die "wahre" Wissenschaft zu ersetzen.26 Le Cazre versuchte den bereits verstorbenen Galilei dabei mit dessen eigenen wissenschaftlichen Waffen zu schlagen, indem er ihm eine falsche Definition der Bewegung, unzureichende Prinzipien, Paralogismen, mangelnde Evidenz, eine fehlerhafte Beweisführung sowie inadäquate Experimente vorwarf.27 Gassendi verteidigte Galilei daraufhin gegen Le Cazre 1646 in drei veröffentlichten Briefen De proportione, qua gravia decidentia accelerantur.28 Er erläuterte Galileis Aussagen über die kontinuierliche Beschleunigung im freien Fall, wobei er sich seinerseits in Widersprüche verstrickte, indem er sich ironisch mit Le Cazres Vorschlägen zu vermeintlich geeigneteren Experimenten auseinandersetzte.29 Der Vorwurf "pseudo-scientia" wurde von Gassendi zitiert und nicht weiter terminologisiert.30 Die Auseinandersetzung hielt allerdings bis ca. 1648 an, wofür nicht zuletzt der französische Theologe, Philosoph und Naturkundler Marin Mersenne (1588–1648) verantwortlich war, der in seiner umfangreichen Korrespondenz mit Gelehrten in Frankreich, Italien und den Niederlanden sowohl Anhänger wie Gegner Galileis gezielt aufforderte, Position zu beziehen.31 Angesichts der Machtverhältnisse hielten sich die Anhänger jedoch bedeckt: Zu offensichtlich war die Absicht der Naturkundler des Jesuitenordens, die Fallgesetze (wie zuvor den Heliozentrismus) zu häretisieren, da auch sie sich in Widerspruch zu Aristoteles (384–322 v. Chr.) sowie zur Bibel befänden. Alle Parteien bemühten sich in ihren Stellungnahmen, ihre Aussagen mathematisch zu begründen und durch Experimente zu belegen. Auch wenn sich die Gegner verrannten und die Freiheit des Philosophierens eingeschränkt war, lässt sich die Debatte um Galileis "pseudo-scientia" insofern als epistemologische Diskussion über die Erfordernisse einer verae scientiae (wahren Wissenschaft) bezeichnen.32
Angesichts des beteiligten Personenkreises liegt der Schluss nahe, dass der Terminus "pseudo" aus dem Zwist um die paracelsische Chymiatrie aufgegriffen und Teil der Debatte um die Fallgesetze des Galilei wurde. Beiden naturkundlichen Disputen war gemeinsam, dass bereits der – im theologischen Kontext als vermessen geltende – Neuheitsanspruch genügte, um die Gegner auf den Plan zu rufen. Zwischen beiden Diskussionen gab es außerdem personelle Überschneidungen: Gassendi hatte Mersenne 1630 in einer Publikation gegen den Paracelsisten Fludd verteidigt;33 gemeinsam hatten sie Fludd als Magier verurteilt. Fludd beschimpfte Mersenne in diesem Zusammenhang als "roaring, bragging, and fresh-water Pseudophilosopher".34 Als Bekannter Mersennes könnte Le Cazre die Kampfvokabel "pseudo" aus diesem alchemie- und magiekritischen Kontext übernommen, auf die Diskussionen um die Wissenschaftlichkeit der neuen Physik bezogen und damit den Vorwurf der "pseudo-sophia" zum Vorwurf der "pseudo-scientia" zugespitzt haben.35
Betrachtet man die transnationale Verbreitung und die Tragweite, die diese Debatten entwickelten, erstaunt es nicht, dass noch im 18. Jahrhundert eine entsprechende Terminologie geläufig war. So werden beispielsweise im Lexikon Zedler von 1739/1741 die Begriffe "Pseudochymici"36 für betrügerische Goldmacher, "Pseudo-Mathematici"37 für Wahrsager, Sterngucker und Traumdeuter sowie etliche weitere Begriffe gebraucht, die sich zum Teil auf die genannten Diskussionen zurückführen lassen.38 Auch der Streit über die Aufklärung in Preußen wurde ab den 1780er Jahren mithilfe dieses Vokabulars geführt: Unterschieden wurden eine wahre und eine falsche Aufklärung. Kritiker, denen die Aufklärung nach französischem Vorbild in Preußen zu weit ging, bezeichneten ihre Gegner als "Pseudoaufklärer"39 oder monierten den Verfall des Glaubens im Zuge der "Pseudoreformation":40 "Der Kampf der Aufklärung gegen den Aberglauben im Namen der Vernunft begann im Namen der (wahren) Wissenschaft und des (wahren) Glaubens, und zwar unter der Voraussetzung der Übereinstimmung beider".41 Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde die Allianz zwischen moderner Wissenschaft und christlicher Religion allerdings immer brüchiger. Aus Sicht der einen erschien Wissenschaft nun tendenziell als Form des Atheismus, aus Sicht der anderen entsprach Religion tendenziell dem Aberglauben. Auf diese Weise gerieten sowohl die Religion als auch die Wissenschaft in den Verdacht, Auswüchse des Irr- oder Aberglaubens zu sein.42
Neue Pseudowissenschaften: 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert kam es zu einer neuen Stoßrichtung des Kampfbegriffs "pseudo": Die Zuschreibung verlor allmählich ihren theologischen Charakter.43 Während zuvor insbesondere naturkundliche Aussagen, die theologische Themen berührten, im Verdacht standen, "pseudo" zu sein, wurden nun theologieförmige Aussagen und Praktiken, die sich auf Gegenstände der Naturwissenschaften (als aufstrebende neue Leitwissenschaften) bezogen, mit dieser Definition belegt.
Es konstituierte sich eine Wissenschaftsphilosophie, in der sich theoretische und methodische Erfordernisse von Wissenschaft diskutiren ließen; die Wissenschaft und die Künste wurden voneinander abgegrenzt und die Disziplinen an den Universitäten institutionell fest verankert.44 Indem man einen modernen Wissenschaftsbegriff etablierte, unterschied man zugleich die Wissenschaft des eigenen Zeitalters von der Nicht-Wissenschaftlichkeit früherer Zeiten. Vormoderne Wissenschaften konnten nun quasi per se als "pseudo" betrachtet werden. Dabei ging man auch davon aus, dass in der Vormoderne keine Definition von Wissenschaftlichkeit angestrebt worden sei.
So bezeichnete beispielsweise der französische Arzt und Anatom François Magendie (1783–1855) 1825 in der zweiten Auflage seiner Physiologie die Phrenologie als "pseudo-science".45 Im Unterschied zur Erstauflage von 1816 war der zweiten Auflage zugleich ein wissenschaftstheoretisch und -geschichtlich argumentierendes Vorwort beigefügt: "Les sciences naturelles ont eu, comme l'histoire, leurs temps fabuleux. L'astronomie a commencé par l'astrologie; la chimie n'était naguère que l'alchimie …".46 Die Gelehrten im 17. Jahrhundert hätten dank Galilei gelernt, dass man nicht fantasieren (imaginer) oder glauben (croire) solle, um die Natur zu erkennen, sondern dass man sie beobachten müsse.47 In seiner Anmerkung zum Gedächtnis schreib Magendie:
La Phrénologie, que je nommerais volontiers une pseudo-science, comme était naguère l'astrologie ou la nécromancie, a tenté de localiser les diverses sortes de mémoires; mais ces tentatives, louables en elles-mêmes, ne soutiennent pas encore l'examen.48
In den folgenden Auflagen wurden Vorwort und Anmerkung weiter ergänzt, in der dritten Auflage (1833) wird auch die Alchemie als einstige Pseudowissenschaft bezeichnet. Die Craniologie – Franz Joseph Galls (1758–1828) Theorie einer Analyse von Charaktereigenschaften anhand von Schädelformen – galt nun als Pseudowissenschaft der Gegenwart.49
Diese Ausführungen wurden 1844 von John Revere (1787–1847) in dessen Übersetzung und Edition der Physiology, die eigens als Lehrbuch für Medizinstudenten konzipiert war, übernommen und auf diese Weise auch im englischsprachigen Raum verbreitet. Amerikanische Medizinstudenten lernten Phrenologie und Craniologie damit ebenfalls als "pseudo-science of the present day" kennen.50
Magendies Formulierungen lassen keine Rückschlüsse darauf zu, ob die einstigen "Pseudowissenschaften" bereits zu ihrer Zeit als solche erkannt und bezeichnet wurden. Offenkundig setzte er jedoch voraus, dass unter seinen Zeitgenossen Einigkeit darüber bestand, dass und wie historische Formen von Wissenschaft und Pseudowissenschaft zu unterscheiden waren. Das vermeintlich sichere historische Urteil diente dazu, die möglicherweise umstrittene Be- und Verurteilung zeitgenössischer Wissensformen zu stützen. Dazu zählte etwa die Beurteilung von Phrenologie und Craniologie als Pseudowissenschaften, die Magendie mit dem Argument vornahm, dass sich ihre Verfechter abermals auf den Glauben verließen, anstatt Beobachtungen vorzunehmen. In seiner Anmerkung von 1833 konstatierte er, dass dieser Glaube zum amusement beitrage, während die Wahrheit für die Wundergläubigen mit ennui (Langeweile) verbunden sei.51
In Magendies Ausführungen stehen sich Glauben (imaginer, croire) und naturkundliches Beobachten (observer) gegenüber. Der volkstümliche Glaube bringt pseudowissenschaftliche Phänomene hervor, das Beobachtungsverfahren der "sciences naturelles" hingegen Wissenschaftlichkeit. – In einem System, in dem die voraufklärerische Theologie Leitwissenschaft war, wäre eine solche Aussage problematisch gewesen; entsprechend hätte eine solche Haltung vor dem 18. Jahrhundert im christlichen Europa wenig Chancen gehabt, als wissenschaftlich anerkannt zu werden.
Es folgten weitere Fälle der Terminologisierung von "Pseudowissenschaft": 1844 erschien in The Northern Journal of Medicine, einer medizinischen Zeitschrift in Schottland, eine anonyme Sammelrezension, die unter dem Titel Last of Gross Popular Delusions: Quackery in Diseases eine Reihe von Werken vorstellte, welche die Homöopathie des deutschen Arztes Samuel Hahnemann (1755–1843) kontrovers behandelten.52 Der Autor, der Hahnemanns Homöopathie ablehnte, verwendete Begriffe wie "pseudo-inductions",53 "pseudo-observation"54 und "pseudo-science",55 um "quackery" von "regular medicine"56 zu unterscheiden. "Gross popular delusions" sollten, so implizierte er, eigentlich der Vergangenheit angehören, Hahnemanns Homöopathie war jedoch ein Beispiel für eine "popular delusion" und für "quackery", die auch in der Gegenwart noch Bestand haben könne. Interessanterweise wurde der Ausdruck "pseudo-science" von dem Rezensenten dabei der gegnerischen Seite zugeschoben: Vermeintliche Innovatoren der Wissenschaften – wie Hahnemann und seine Schüler – lehnten frühere wissenschaftliche Leistungen als "pseudo-science" ab, während echte Innovatoren auf dem Gebiet der Medizin – wie Georg Ernst Stahl (ca. 1659–1734), Friedrich Hoffmann (1660–1742), Herman Boerhaave (1668–1738) oder William Cullen (1710–1790) – sich immer bewusst seien, dass sie neues Wissen dem in der hippokratischen Medizin bereits Erreichten lediglich hinzufügten.57 Ob der Begriff "pseudo-science" aber nun affirmativ verwendet wurde oder nicht, die Rezension belegt, dass der Disput über die Voraussetzungen von Wissenschaftlichkeit – wie auch schon die Debatten um Galilei bzw. Le Cazre – transnational geführt wurde und dass die jeweiligen Kampfbegriffe von allen Parteien rege verwendet wurden. Unser anonymer Rezensent nutzte dabei zugleich die Möglichkeit, die wissenschaftliche Tradition Großbritanniens vom "German mysticism" abzugrenzen.58
Auch der britische Biologe Thomas Henry Huxley (1825–1895)[], der die Evolutionstheorie von Charles Darwin (1809–1882)[] verteidigte, etablierte "Pseudoscience" als Schlagwort. In seinen wissenschaftsphilosophischen Essays Scientific and Pseudo-Scientific Realism sowie Science and Pseudo-Science führte er 1887 verschiedene Beispiele dafür an.59 Dazu zählte er das Verständnis von Naturgesetzen als dingliche und handelnde Entitäten, wie es in der Tradition eines scholastischen Realismus, u.a. von Repräsentanten der Kirche, aber auch von "devotees of the occult sciences of our day", etwa zur Verteidigung des Tischerückens, vertreten werde.60 Außerdem führte er weitere unsinnige (nonsensical) Begriffsrealismen und terminologische Fehlgriffe an, die denen unterliefen, die eine naturwissenschaftliche Auseinandersetzung nur imitierten.61 Huxley trat mit Witz, Spott und dem unerschrockenen Selbstbewusstsein des modernen Naturwissenschaftlers all jenen geistlichen wie weltlichen Würdenträgern entgegen, die sich über naturwissenschaftliche Themen äußerten, ohne eine entsprechende Ausbildung absolviert zu haben.62
Bei den hier erörterten Quellentexten handelt es sich lediglich um erste Stichproben, die einen epistemologischen Bogen andeuten. Wie die Epistemologisierung von "pseudo" und "Pseudowissenschaft" vom 17. bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert genau verlaufen ist, wird sich erst beschreiben lassen, wenn ein umfangreicheres Quellenmaterial ausgewertet ist.63
Pseudowissenschaft und Nationalsozialismus
Im 20. Jahrhundert geriet die Diskussion um die Abgrenzung von Wissenschaft und Pseudowissenschaft für viele Wissenschaftstheoretiker zum Albtraum.64 Grund dafür war nicht allein, dass der Versuch scheiterte, Demarkationskriterien theoretisch zu bestimmen. Die Schwierigkeit, den Begriff wissenschaftstheoretisch zu fixieren, ging einher mit der Problematik der empirischen Anwendung.
Der Begriff ist zu polemisch, als dass er im Rahmen einer epistemologischen Diskussion – etwa über die Schwellen von Wissenschaftlichkeit65 – für Klarheit sorgen könnte. Bis ins ausgehende 19. Jahrhundert wurde er vorwiegend polemisch gebraucht, während man im 20. Jahrhundert systematisch versuchte, ihn wissenschaftstheoretisch zu formalisieren. In der Praxis der politischen Systemkämpfe des 20. Jahrhunderts wurde die Zuschreibung jedoch weiterhin auf durchaus variable Weise eingesetzt, um Gegner zu diskreditieren, ohne sich dabei an wissenschaftstheoretische Vorgaben zu halten. Auf diese Weise konnten auch Positionen, die im historischen Rückblick wissenschaftlich überlegen scheinen, in die Rolle der Pseudowissenschaft geraten.66
Wie "leer" der Begriff der Pseudowissenschaft in seiner modernen Verwendungsweise ist, zeigt sich beispielhaft an seinem Gebrauch in Deutschland nach 1945. Der Begriff wurde nach dem Zweiten Weltkrieg populär, weil er eine eindeutige Abgrenzung vom Wissenschaftssystem des Nationalsozialismus zu leisten versprach.67 Der Wunsch nach Abgrenzung war ethisch plausibel. Er hatte allerdings den Effekt, dass Kontinuitäten – nicht allein geistiger, sondern zugleich auch materieller und praktischer Art – aus dem Blick gerieten: Dass im Nationalsozialismus etwa Datenmaterial erarbeitet wurde, das außerhalb dieses Systems eine weitere wissenschaftliche Verwendung fand, ließ sich angesichts der eindeutigen Distanzierung, die der Begriff mit sich brachte, gerade nicht analysieren. Der Vorwurf der Pseudowissenschaft war insofern zu einfach und leistete dem illusionären Konzept einer "reinen" bzw. interesselosen Wissenschaft Vorschub.68
Pseudowissenschaft als Argument in den "Science Wars"
Bei dem Versuch, Wissenschaftlichkeit und Pseudowissenschaftlichkeit allgemein zu unterscheiden, kam im 20. und 21. Jahrhundert zudem der Wissenschaftscharakter der Geistes- und Sozialwissenschaften – und damit gerade auch jener Wissenschaften, die sich um eine Abgrenzung von Wissenschaft und Pseudowissenschaft bemühten – selbst ins Visier.69
Der amerikanische Physiker Alan Sokal (geb. 1955), dem in den 1990er Jahren das "Experiment" gelang, einen unsinnigen Text, mit dem er geisteswissenschaftliche Aussagen über Naturwissenschaften parodierte, in der Zeitschrift Social Text zu platzieren,70 gebrauchte zunächst Schlagworte wie "Unsinn", "Charlatanerie" oder "Hochstapelei", um damit Ansätze der Science Studies, des Dekonstruktivismus, Sozialkonstruktivismus und Feminismus abzuwerten.71 2005 erweiterte er sein Vokabular um den Begriff "Pseudowissenschaft".72 Er begann nun logische sowie soziologische Gemeinsamkeiten zwischen den "cultural studies of science"73 und Pseudowissenschaften zu untersuchen,74 wobei er erneut auf den "postmodernen Relativismus" fokussierte, welcher die Universalität naturwissenschaftlicher Aussagen beschädige. Einen solchen Relativismus sieht er bereits in dem Theorem der Inkommensurabilitaet von Paradigmen, das der amerikanischen Physiker und Wissenschaftsphilosoph Thomas Kuhn (1922–1996) formuliert hat. Dessen praktische Konsequenzen persifliert er folgendermaßen:
After all, doing real science is difficult. Why bother investing the time to seriously learn physics, biology or statistics if it's all, in the end, just a matter of opinion anyway? One paradigm against another, your paradigm against mine.75
Nicht ohne Grund spricht man von Science Wars, um die wissenschaftliche Polemik zu charakterisieren, die darüber ausgetragen wird, wie Naturwissenschaft wissenschaftshistorisch und -soziologisch angemessen zu analysieren sei.76 An der Benennung als "Krieg" wird deutlich, dass manche Argumentationen eher strategischer, taktischer, rhetorischer, manipulativer oder wissenschaftspolitischer Art sind, wohingegen sie wissenschaftstheoretische und -geschichtliche Kohärenz vermissen lassen. Sokals Anspielung auf Kuhn wäre beispielsweise unzulänglich, ginge es darum, dessen Theorie angemessen wiederzugeben. Sie führt lediglich eventuelle missliche Folgen ("your paradigm against mine") vor, die sich aus der Theorie Kuhns ("One paradigm against another") angeblich ergeben können: Demnach folgt aus einem historischen ein (inter-)subjektiver Relativismus und aus diesem die – mittlerweile schon zum Topos gewordene – "postmoderne Beliebigkeit".
Die Einschätzung, dass (pseudowissenschaftliche) Theorien wie Intelligent Design und Kreationismus zeittypische postmoderne Phänomene seien,77 betrachtet Sokal offensichtlich als Legitimation dafür, postmoderne Theorien polemisch und manipulativ darzustellen. Elementaren wissenschaftlichen Standards, wie etwa Kohärenz oder eine angemessene Zitierweise, wird diese Art von Polemik allerdings nicht gerecht. Sokal kennt solche Einwände, die seine geisteswissenschaftliche Kompetenz betreffen, und pariert sie, indem er sich seinerseits zur Wissenschaftsfähigkeit der Geisteswissenschaften äußert:
I stress that my use of the term "science" is not limited to the natural sciences, but includes investigations aimed at acquiring accurate knowledge of factual matters relating to any aspect of the world by using rational empirical methods analogous to those employed in the natural sciences. Thus, "science" (as I use the term) is routinely practiced not only by physicists, chemists and biologists, but also by historians, detectives, plumbers and indeed all human beings in (some aspects of) our daily lives.78
Abgesehen von weiteren problematischen Implikationen besteht die Krux dieses polemischen Vergleichs darin, dass Detektive und Klempner – im Unterschied zu Historikern – nicht wissenschaftlich arbeiten, auch wenn sie gegebenenfalls wissenschaftliche Erkenntnisse für ihre Arbeit nutzen mögen. Sokal schließt sich dabei der wissenschaftstheoretischen Position an, der zufolge sich "Science" und "Pseudoscience" in einem qualitativen Kontinuitätsverhältnis zueinander befinden. Zwischen Pseudowissenschaft und Wissenschaft bestünde demnach ein gradueller und zugleich qualitativer Unterschied.79
Schluss: Die Beurteilbarkeit wissenschaftlicher Praktiken
Ausgehend von seiner semantischen Konnotation scheint es angemessen den Begriff "Pseudowissenschaft" allenfalls zu verwenden, wenn eine betrügerische Vorgehensweise skandalisiert werden soll. Für Phänomene wie Intelligent Design, Kreationismus oder die Ufo-Forschung etc. mag eine solche Skandalisierung angebracht und wirkungsvoll sein. Das Schlagwort "Pseudowissenschaft" erlaubt jedoch keine genaue Präzisierung der skandalisierten Aspekte. In der Regel wird der Begriff daher auch eher verwendet, um ganze Wissenschaftsauffassungen zu diskreditieren – eine Vorgehensweise, die per se kontraproduktiv und unangemessen ist.
Inner- und interdisziplinäre Maßnahmen, die genutzt werden, um eine Methode zu etablieren oder ein Fach zu profilieren, unterscheiden sich maßstäblich von der Grenzziehung zwischen Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft.80 Konkret betrachtet liegt es in der Zuständigkeit der wissenschaftlichen Fachkulturen, Theorien, Methoden und Praktiken, die ihre Gegenstände betreffen, als adäquat zu integrieren oder als inadäquat auszuschließen. Eine wissenschaftstheoretische Vorab-Entscheidung über Wissenschaftlichkeit erscheint insofern als überflüssig, zumal sie bei Prioritätsstreitigkeiten zwischen Fächern zu unnötigen Konflikten und Kompetenzüberschreitungen führen kann.
Ist nicht die Skandalisierung von betrügerischen (also vorgeblich wissenschaftlichen) Erscheinungen, sondern die Analyse von wissenschaftlichen Praktiken das Ziel, gibt es zudem sehr viel leistungsfähigere Begriffe. Dazu zählen etwa die Kategorien "Denkstil" und "Denkkollektiv" des polnischen Erkenntnistheoretikers Ludwik Fleck (1896–1961), mittels derer Inklusions- und Exklusionsprozesse von Wissenschaften kritisch betrachtet werden können.81 Um der Entstehung von Grauzonen entgegen zu wirken, sind kontinuierliche Diskussionen und Selbstverständigungsprozesse über die Rahmenbedingungen von Wissenschaft erforderlich.82 Nicht zuletzt Diskussionen über Plagiate und Titelkauf zeigen, dass eine präzisere Terminologie erarbeitet werden muss, um Missstände im Wissenschaftsbetrieb zu beschreiben und zu analysieren. In Bezug auf solche konkreten Praktiken greifen aber wiederum die Kategorien der guten wissenschaftlichen Praxis sowie des wissenschaftlichen Fehlverhaltens besser als die allgemeine Rede von der Pseudowissenschaft.83