Die Entstehung
Nachdem die großen katholischen Mächte Europas, Spanien und Portugal, bereits im 15. und 16. Jahrhundert eine expansive Eroberungspolitik betrieben und die Welt in Einflussgebiete aufgeteilt hatten, waren zu Beginn des 17. Jahrhunderts auch protestantische Länder soweit konkurrenzfähig, um in diese Entwicklungen einzugreifen. Sichtbarer Ausdruck dessen war die Gründung von Handelsgesellschaften, die, mit königlichen Privilegien ausgestattet, an dem Ringen um Einfluss außerhalb Europas beteiligt waren. 1599 entstand die Englische Ostindien-Kompanie (East India Company EIC), 1602 die Niederländische Ostindien-Kompanie (Vereenigde Oostindische Compagnie V.O.C.). Dänische Kaufleute und Vertreter des Adels folgten diesem Beispiel 1616 mit der Gründung der Asiatisk Kompanie, einer Aktiengesellschaft für den Handel mit und in Ostindien. König Christian IV. (1596–1648) war als einer der Aktionäre an diesem Unternehmen beteiligt. Eine Flotte wurde ausgerüstet, die unter Admiral Ove Giedde (1594–1660) nach Indien segelte. Die Abgesandten unterzeichneten 1620 einen Vertrag mit dem Herrscher des hinduistischen Königreiches Thanjavur in Südostindien, Ragunatha Nayaka (1600–1634), über die Nutzung des Ortes Tranquebar als Handelsstützpunkt.1
Damit war nicht nur der Anfang einer wechselvollen und mehrfach unterbrochenen Geschichte dänischer Handelsaktivitäten in Südostindien gemacht, sondern auch eine entscheidende Voraussetzung für den Beginn protestantischer Missionstätigkeit in dieser Region geschaffen worden. Letztere setzte allerdings nicht unmittelbar mit der Präsenz dänischer Kaufleute in Indien ein, sondern begann erst nahezu ein Jahrhundert später. Die direkte Initiative dazu ging vom dänischen König Friedrich IV. (1671–1712) aus, der 1704 Missionare in seine Kolonien senden wollte. Sein Hofprediger Franz Julius Lütkens (1650–1712), Absolvent der Universität Wittenberg und ehemaliger Propst an der Berliner Petrikirche, schlug für dieses Amt zwei Theologen aus Halle vor, Bartholomäus Ziegenbalg (1682–1719)[] und Heinrich Plütschau (1677–1746). Beide hatten bei August Hermann Francke (1663–1727) [] studiert und waren von den Ideen des Pietismus, einer von Philipp Jakob Spener (1635–1705) begründeten, innerprotestantischen Reform- und Erweckungsbewegung, beeinflusst. Vor den Toren der Stadt Halle, in Glaucha, hatte Francke seine später unter dem Namen "Franckesche Stiftungen" berühmt gewordenen pädagogischen und sozialen Einrichtungen gegründet. Diese und Franckes wissenschaftliche und weltumspannende missionarische Bestrebungen machten Halle zu einem Knotenpunkt für die beginnende protestantische Missionstätigkeit.2
In Kopenhagen wurde 1714 ein Missionskollegium gegründet, in dem Vertreter aus Politik und Kirche offiziell die Angelegenheiten der Mission verwalteten und wichtige Finanz- und Personalfragen entschieden. Im Unterschied zu Kopenhagen als offiziellem Sitz und institutionellem Ausgangspunkt der Tranquebarmission können die Franckeschen Stiftungen in Halle als das geistige Zentrum der Mission betrachtet werden. Hier wurden die meisten Missionare ausgewählt und auf ihren Einsatz in Indien vorbereitet. Von hier aus wurden die pädagogischen Aktivitäten der Mission und das Missionsdruckereiwesen koordiniert. In Halle wurden regelmäßig Missionsberichte publiziert, Daten gesammelt und Dokumente archiviert.3 Die intensive Zusammenarbeit zwischen Halle und Kopenhagen wurde bereits ab 1710 erweitert durch Kontakte mit der 1698 gegründeten Society for Promoting Christian Knowledge (SPCK) in London. Diese Organisation betrachtete die (weltweite) Verbreitung des christlichen Glaubens durch Bildungsmaßnahmen und durch den Vertrieb christlicher Literatur als vornehmliche Aufgabe, sandte aber im 18. Jahrhundert keine eigenen Missionare nach Indien.4
Die europäischen Koordinaten spiegelten sich in der Missionstätigkeit in Südostindien wider. Als die Königlich-Dänischen Missionare, wie sie offiziell bezeichnet wurden, am 9. Juli 1706 in Tranquebar eintrafen, war die dänische Handelsgesellschaft bereits seit fast 100 Jahren dort ansässig. Ihre Vertreter betrieben jedoch keine aktive Missionierung unter der lokalen Bevölkerung, die vor allem vom Fischfang und vom Reisanbau lebte. Welches Bild die Tamilen von den ersten Europäern hatten, lässt sich heute nur anhand weniger überlieferter Äußerungen rekonstruieren. Die vorhandenen Zeugnisse stammen von Tamilen, die in europäischen Diensten standen, oder aus thematischen Korrespondenzen wie der so genannten "Malabarischen Korrespondenz", die die Missionare Bartholomäus Ziegenbalg und Johann Ernst Gründler (1677–1720) in den Jahren 1712 bis 1714 mit Tamilen führten.5 Die Frage "Was für Gedancken die Malabaren von der Christen Religion und Gesetz hegen?" wurde dort folgendermaßen beantwortet:
Das Christentum wird um deßwillen von uns verabscheuet/ weil die Christen Kühe schlachten und essen/ weil sie sich nicht reini=gen/ wenn sie zu Stuhle gegangen sind/ weil sie starcke Geträncke trincken/ und weil sie/ wenn jemand stirbt/ nicht viele Wercke thun/ um der Seele des Verstorbenen an den Ort der Seligkeit zu verhelfen/ auch weil sie im Heyrathen keine Freuden=Wercke verrichten/. Im übrigen/ was das Gesetz der Christen an sich selbsten anlanget/ so kan man solches nicht verwerffen. Die Christen haben ein heiliges Gesetz/ aber keine Wercke. Unser Gesetz ist nicht allein ein heiliges Gesetz/ sondern es hat auch Wercke/.6
Die Dänisch-Englisch-Hallesche Mission begann ihre Arbeit auf dem Territorium der dänischen Handelsniederlassung mit Tranquebar als zentralem Ort. Von dort aus breitete sie sich zunächst in die umliegenden, ebenfalls unter dänischer Herrschaft stehenden Orte aus. Es entstanden Missionskreise mit Stadt- und Landgemeinden in Tranquebar, Mayavaram, Thanjavur, Mahadevpattanam, Tiruppalatturai und Kumbakonam. Die personellen und zunächst nur punktuellen Kontakte mit Vertretern der anglikanischen Konfession in Indien nahmen mit der Zusammenarbeit auf pädagogischem Gebiet ab 1717 und mit dem Übertritt des Missionars Benjamin Schultze (1689–1760) in den Dienst der SPCK 1728 formale Strukturen an. Auf der Basis dieser Kontakte entstanden Missionsstationen auf englischen Territorien in Madras (1728), Cuddalore (1730), Thanjavur (1762) und Tiruchirappalli (1766).
Diese historischen Umstände finden ihren Niederschlag in den in der Literatur verwendeten unterschiedlichen Bezeichnungen für die Mission. Die Forschung sprach lange ausschließlich von der "Dänisch-Halleschen Mission" und räumte damit dem anglikanischen Teil der Missionsgeschichte kaum Bedeutung ein. Inzwischen wird, je nach Blickwinkel der Forschung, von zwei Missionen gesprochen, von der vom dänischen Königshaus begleiteten und auf das dänische Territorium in Südostindien beschränkten "Dänisch-Halleschen Mission" und von der mit der anglikanischen Kirche kooperierenden und von der Society for Promoting Christian Knowledge getragenen "Englisch-Halleschen Mission". Für beide Zweige war Halle ein entscheidender Bezugsort in Europa und Tranquebar der entscheidende Bezugsort in Südindien, ganz zu schweigen von den personellen Überlappungen und fließenden Grenzen zwischen beiden, so dass inzwischen auch der Begriff "Dänisch-Englisch-Hallesche Mission" Eingang in die internationalen wissenschaftlichen Debatten gefunden hat. Die Bezeichnung "Tranquebarmission" steht symbolisch für die Mission insgesamt und lenkt den Blick auf den Hauptort des Geschehens, nach Südindien.7
War bereits im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts ein Rückgang der Missionstätigkeit zu verzeichnen, verlor die Tranquebarmission zu Beginn des 19. Jahrhunderts weiter an Einfluss. Die politischen Umstände in Europa, vor allem die Auswirkungen der Napoleonischen Kriege (1808–1812) auf Deutschland, ließen das Interesse aktiver Unterstützergruppen sinken. Der dänische Außenhandel ging ebenfalls mit dem Eintritt Dänemarks in die Napoleonischen Kriege stark zurück. Offiziell bestand die Tranquebarmission bis zum Verkauf der dänischen Niederlassung an die Engländer im Jahre 1845. Bereits 1843 lösten die Dänen ihre Ostindische Handelsgesellschaft auf. Parallel dazu kamen mit der Änderung der Charta der Englischen Ostindienkompanie ab 1813 englische und ab 1833 weitere ausländische Missionsgesellschaften ins Land. Die Gemeinden der Tranquebarmission wurden teilweise von anglikanischen Gesellschaften wie der London Missionary Society (LMS) und der Church Mission Society (CMS) und ab 1840 vorrangig von der 1836 gegründeten "Evangelisch-Lutherischen Missionsgesellschaft zu Dresden" (ab 1848 "Evangelisch-Lutherische Missionsgesellschaft zu Leipzig") weiter betreut. Heute gibt es im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu eine eigenständige lutherische Kirche, die 1919 gegründete Tamil Evangelical Lutheran Church (TELC), die ihren Ursprung auf die ersten halleschen Missionare zurückführt.8
Strukturen der Kommunikation und Interaktion
Die Bewegungen und Kontakte, die sich im Zusammenhang mit der Tranquebarmission zwischen Indien und Europa und darüber hinaus entwickelten, waren nicht nur vielfältig in ihren Inhalten und Formen, sondern auch unterschiedlich in Hinblick auf ihre Richtung und Intensität. Ausgangs- und Zielsystem(e) als feststehende Größen anzunehmen, hieße von einer ausschließlich eindimensionalen Transferrichtung zu sprechen, was den Überlappungen und wechselseitigen Veränderungen in der interkulturellen Kommunikation nicht entspricht. Hinzu kommt, dass sich die Kontakte nicht nur auf die unmittelbaren Zentren der Missionsarbeit in Indien und Europa beschränkten. In beiden Regionen schlossen die Missionsnetzwerke immer wieder neue Personen und Orte ein, während ältere Verbindungen aus verschiedenen Gründen wegbrechen konnten. So gesehen, ergeben die Austausch- und Kommunikationsbeziehungen, die mit der Tranquebarmission in Verbindung stehen, ein an seinen Rändern offenes translokales Gewebe aus institutionellen und individuellen Verbindungen und Netzwerken. Diesem Umstand kann methodisch zumindest ansatzweise mit dem Konzept der connected histories (Subrahmanyam) und mit der actor-network-theory (Latour) Rechnung getragen werden. Subrahmanyam betrachtet die Geschichte des Kontakts zwischen Indien und anderen Regionen der Welt als eine Geschichte vielfältiger Verbindungen zwischen Händlern und Kaufleuten, Reisenden und Missionaren, Diplomaten und Militärs.9 Latour fordert, Netzwerke nicht nur diachron und synchron zu verfolgen, sondern diese als sich ständig verändernde Gebilde zu betrachten.10 Auf diese Weise kann die Vorstellung einer ungebrochenen Linearität und Zielgerichtetheit, einer Eindirektionalität von Bewegung und Transfer, die den Blick für die Komplexität der Interaktionen verstellt, vermieden werden.
In religiöser Hinsicht basierten die Interaktionen zwischen Halle, Kopenhagen und London auf Verbindungen zwischen der reformierten Landeskirche in Dänemark, dem lutherisch geprägten Pietismus in Halle und der anglikanischen Staatskirche in England. Obgleich sich alle europäischen Beteiligten mit der Mission einer gemeinsamen Unternehmung verpflichtet sahen, waren diese Kontakte keineswegs frei von Konflikten und Widersprüchen. In politischer Hinsicht waren diese Verbindungen Ausdruck von Auseinandersetzungs- und Anpassungsprozessen zwischen Mission, Handel und Kolonialismus, verkörpert durch die von der Mission proklamierten ideellen Absichten, die kommerziellen Ziele der konkurrierenden Handelsgesellschaften und die kolonialpolitischen Ambitionen der europäischen Mächte in Indien. Zusätzlich zu und teilweise unabhängig von den Verbindungen untereinander unterhielt jede der drei zentralen europäischen Trägerinstitutionen ihre eigenen Netzwerke und Kommunikationssysteme, die jeweils für das Missionsunternehmen nutzbar gemacht wurden. Dazu gehörten auch eigene Spender- und Unterstützerkreise, die von Kopenhagen, Halle und London aus geworben und gepflegt wurden. Sie waren nicht nur Garant für eine solide materielle Basis der Missionsarbeit, sondern auch potentielle Multiplikatoren bei der Verbreitung des Missionsgedankens. Ohne die von allen drei europäischen Stützpunkten, vor allem aber von Halle ausgehenden, systematisch und zielgerichtet ausgebauten und gepflegten Unterstützernetzwerke hätte die Mission vermutlich einen anderen Verlauf genommen beziehungsweise nicht so lange bestehen können. Gehörten in der Anfangszeit vornehmlich Vertreter des niederen und mittleren Adels zu den Trägernetzwerken der Mission, verlagerte sich der Schwerpunkt im Verlauf des 18. Jahrhunderts in Richtung eines sich entwickelnden Bildungsbürgertums. Die seit 1710 in Halle publizierten ausführlichen Missionsberichte, die als Informations-, Propaganda- und Werbezeitschrift systematisch vertrieben wurden, begannen jeweils mit einem ausführlichen Dank an die Sponsoren, die durch regelmäßiges Studium der Halleschen Berichte über die Verwendung ihres Geldes informiert waren. Projekt- beziehungsweise personengebundene Patenschaften trugen dazu bei, dass sich die Missionsförderer konkret mit einem Teil der Unternehmung identifizieren konnten. Während es unter den Missionsförderern in der Anfangszeit kaum Frauen gab, finden sich in den Spenden- und Subskriptionslisten für die Halleschen Berichte Ende des 18. Jahrhunderts Frauen, die meist speziell für indische Frauen und Mädchen spendeten.11
Im Laufe der Existenz der Mission bildeten sich in Indien ebenfalls Unterstützer- und Sponsorengruppen heraus. Dies gestaltete sich im Vergleich zu den zentralisierten Aktivitäten in Europa weniger straff strukturiert und unterschied sich auch hinsichtlich der Ausrichtung, des Umfangs und der Inhalte wesentlich von den Aktionen in Europa. Ging es in Europa vor allem darum, die Missionstätigkeit in der Öffentlichkeit zu legitimieren, indem potentielle Förderer geworben wurden, die die Mission materiell unterstützten und als Multiplikatoren bei der Ausbreitung des Missionsgedankens wirken konnten, waren die Anliegen in Südindien oft ganz konkreter Natur. Um im lokalen Kontext bestehen zu können, waren bestimmte Kontakte nicht nur vorteilhaft, sondern überlebensnotwendig. So pflegten die Missionare über ständige Verbindungen zu den dänischen, englischen und niederländischen Obrigkeiten sowie zu ihren europäischen Glaubensbrüdern in Südindien hinaus auch zu lokalen Herrschern und Gelehrten intensive Kontakte. Zahlreiche individuelle Korrespondenzen mit Gelehrten, mit religiösen und weltlichen Persönlichkeiten der zeitgenössischen Öffentlichkeit in Europa und in Indien konnten die Missionstätigkeit zusätzlich befördern. Hinzu kamen die oft weit reichenden persönlichen Verbindungen der (europäischen und tamilischen) Missionsangestellten zu Verwandten und Freunden, die über den institutionell vorgezeichneten Rahmen hinausgingen.
In der Kommunikation und Interaktion zwischen Europa und Südindien waren die Missionare und die missionstragenden Institutionen ebenso sehr von technischen wie von politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen abhängig. Führte schon allein der große geographische Abstand zwischen den beteiligten Zentren Halle, Kopenhagen und London auf der einen und Tranquebar, Madras, Cuddalore, Tiruchirappalli und Thanjavur auf der anderen Seite zu langen Wegzeiten, reagierte der Schiffsverkehr zusätzlich sehr sensibel auf politische und wirtschaftliche Veränderungen. Die unregelmäßige und schwer planbare Verbindung zwischen Europa und Südindien beeinflusste die Kommunikation und damit auch notwendige Entscheidungsfindungen erheblich. Wirtschaftliche Entwicklungen, wie beispielsweise die Verlegung der dänischen Faktorei von Tranquebar im Süden nach Serampore in der Nähe von Kalkutta 1799 führten dazu, dass Tranquebar in der Folgezeit seltener von dänischen Schiffen angelaufen wurde. Politische Entwicklungen und Kriege in Europa wie auch Auseinandersetzungen zwischen europäischen Mächten in Indien konnten Transport- und Kommunikationswege ebenfalls erheblich beeinträ
Inhalte und Objekte der Kommunikation und des Transfers
Objekte, Kenntnisse und Ideen haben sich im Rahmen der Tranquebarmission stets in verschiedene Richtungen bewegt und damit direkt oder indirekt auch Entwicklungen in verschiedenen Regionen beeinflusst. Neben dieser regionalen Mehrdimensionalität ist zu berücksichtigen, dass sich die bewegten Inhalte und Objekte keinesfalls auf den religiösen Bereich eingrenzen lassen. Die Aktivitäten der Tranquebarmission berührten neben der eigentlichen Missionstätigkeit viele Ebenen der zeitgenössischen Wissens- und Wissenschaftsentwicklung. Bereits zu Beginn ihrer Präsenz in Südostindien definierten die Missionare zwei wesentliche Ebenen des Erkenntnisgewinns als unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Bekehrungstätigkeit:
Denen Königl. Dänischen Missionariis zu Tranquebar sind/ zu gesegneter Führung ihres Amts unter den Heyden/ absonderlich zwey äusserliche Hülfs=Mittel von nöthen gewesen: erstlich eine Wissenschaft der dasigen Landes=Sprache/ als ohne welche es unmöglich war/die Heyden ihres Irthums zu überführen und ihnen das Evangelium von CHristo zu verkündigen; fürs andere aber eine Känntniß von dem Heydenthum selbiger Völcker/ an welche sie GOtt eines Beruffs gewürdiget hat. Dieses letzere hat ihnen dazu gedienet/ daß sie denen Heyden aus ihren eigenen Lehr=Sätzen die Falschheit ihres Götzen=Dienstes haben deutlicher vor Augen legen können ...12
Liest man diese Feststellung programmatisch, bedeutet dies, dass der Erwerb von Sprachkenntnissen an erster Stelle stand. Dem untergeordnet beziehungsweise davon abhängig war die Beschäftigung mit lokalen religiösen Vorstellungen. Eine nähere Betrachtung der missionarischen Forschungen legt diese Schlussfolgerung ebenfalls nahe. Aus den Erfordernissen der Missionstätigkeit ergab sich für die Missionare die Notwendigkeit einer intensiven Beschäftigung mit den lokalen Sprachen, vor allem mit Tamil, einer drawidischen Sprache, die von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung gesprochen wurde. Das große Interesse einiger Missionare an Sprachen und Sprachwissenschaft speiste sich aber nicht nur aus dieser unmittelbaren missionsstrategischen Notwendigkeit, sondern ebenso aus einem wissenschaftlichen Forscherdrang, der sich aus ihren intellektuellen Voraussetzungen, Interessen und Möglichkeiten ergab. Bereits Bartholomäus Ziegenbalg legte mit seiner Grammatica Damulica (Halle 1716) eine wichtige Grundlage für die Arbeiten nachfolgender Missionare. Zu den wissenschaftlichen Leistungen der Missionare zählen besonders Übersetzungen in die indischen Sprachen Tamil und Telugu. Die erste von Bartholomäus Ziegenbalg erstellte Übersetzung des Neuen Testaments in Tamil wurde 1713 in Tranquebar gedruckt. Benjamin Schultze (1689–1760) verfasste eine Grammatica Telugica (Madras 1728) und eine Grammatica Hindostanica (Halle 1745). Alle diese Werke entstanden unter aktiver Beteiligung indischer Angestellter, Informanten, Übersetzer und Schreiber, deren Namen allerdings nur in einzelnen Fällen bekannt sind. Viele Werke wurden weiter genutzt und verarbeitet. Sie beeinflussten so die Forschungen in Europa.
Der Prozess der Missionierung und der Vermittlung christlichen Gedankenguts in Indien war für viele Missionare nicht zu trennen von einem Prozess der Wissensaneignung und, damit verbunden, einer Systematisierung des Wissens über die lokalen religiösen Besonderheiten. Obwohl der religiöse Transfer von Europa nach Indien das zentrale Anliegen der Mission darstellte, lässt dieser sich nicht ohne den Transport von Wissen in die umgekehrte Richtung verstehen, auch wenn dies in Europa nicht immer begrüßt wurde. So verfasste Bartholomäus Ziegenbalg 1711 sein Malabarisches Heidenthum und 1713 die Genealogie der Malabarischen Götter. Beide Arbeiten wurden in Europa nicht gedruckt und erschienen erst 1926 beziehungsweise 1867.13 Im Rahmen der Dänisch-Englisch-Halleschen Mission entstanden zwar später keine weiteren vergleichbaren eigenständigen Werke zu lokalen religiösen Formen; die Halleschen Berichte enthalten jedoch eine Fülle von Informationen zu religiösen Lehren, Traditionen und Festen, aber auch zur tamilischen Philosophie, Moral und Literatur.
Sprachforschungen und Betrachtungen zu Religion und Gesellschaft stellen nur einen Bruchteil der unter dem Dach der Dänisch-Englisch-Halleschen Mission erbrachten Forschungen dar. Der für die meisten Vertreter der Mission charakteristische behutsame und durchaus respektvolle Umgang mit der südindischen Kultur speiste sich zu einem großen Teil aus einem wissenschaftlich motivierten Interesse an Natur und Gesellschaft und der damit verbundenen genauen Beobachtung der Umgebung. Dies stand ihrem Missionsauftrag nicht entgegen, sondern wurde oft sogar als Teil desselben betrachtet. Zum einen waren Missionare für viele Gelehrte Europas autorisierte Gewährsmänner in fremden Regionen, die Einblicke und Kenntnisse vermittelten, die die Gelehrten von Europa aus nicht gewinnen konnten. Missionare schickten unzählige Objekte und Berichte nach Europa, die von Gelehrten verarbeitet wurden. Dies trug dazu bei, die Mission in breiteren Kreisen zu legitimieren und bekannt zu machen. Zum anderen beeinflussten Ideen der Physikotheologie, nach denen sich der Wille Gottes auch in den Erscheinungen der Natur offenbart und dementsprechend theologische und naturwissenschaftliche Kenntnisse zu vereinbaren seien, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch gelehrte Missionare. So wirkten Christoph Samuel John (1747–1813) im Bereich Zoologie und Johann Peter Rottler (1749–1836) im Bereich Botanik als Autoren für Gelehrtenzeitschriften und als anerkannte Mitglieder in internationalen wissenschaftlichen Akademien und Gesellschaften.14
Zu den festen Bestandteilen der Missionierungsbemühungen gehörten weiterhin das Schul- und das Druckereiwesen. Hier stellt sich ebenfalls die Frage nach dem Verhältnis von europäisch-indischem beziehungsweise indisch-europäischem Wissenstransfer und den in der interkulturellen Auseinandersetzung in Südindien entstandenen und gewachsenen Unterrichtsmethoden beziehungsweise Drucktechnologien. In beiden Bereichen wirkte die Tranquebarmission ohne nennenswerte Konkurrenz durch koloniale und einheimische Akteure. Weder die dänische noch die englische Ostindienkompanie engagierte sich im 18. Jahrhundert für ein lokales Bildungswesen; im Gegenteil, beide profitierten von den in den Missionsschulen ausgebildeten Indern. Die Missionsdruckerei in Tranquebar begann ihre Arbeit in Südindien ein Jahrhundert vor der im 19. Jahrhundert einsetzenden so genannten printing revolution.
Für die erfolgreiche Gestaltung des Schulwesens, das von Anfang an eine tragende Säule der Missionstätigkeit darstellte, war der abgewogene Einsatz europäischer und die bewusste Einbeziehung lokaler Inhalte und Methoden von enormer Bedeutung. Die pädagogischen Erfahrungen, die die meisten Missionare in den Schulen des Halleschen Waisenhauses gesammelt hatten, ließen sich unter den südindischen Bedingungen nicht unreflektiert umsetzen.15 Davon zeugen verschiedene Schulexperimente, die jeweils den unmittelbaren Erfordernissen der Zeit und der Region Rechnung zu tragen versuchten. Zu den im Rahmen der Tranquebarmission mit unterschiedlichem Erfolg, unterschiedlicher Dauer und Intensität praktizierten Schultypen gehörten die Einbeziehung lokaler "heidnischer" Schulen in die Missionsbildung, der Unterricht im Haushalt eines Missionsangestellten ("Hausschulen"), die Armenschulen (auch "Charitätsschulen" oder "Freischulen" genannt), die von lokalen Herrschern unterstützten so genannten Provinzialschulen, Internatsschulen und Integrationsschulen, in denen tamilische und europäische Kinder gemeinsam unterrichtet wurden. Anpassungsbereitschaft war auch in Hinblick auf anzuwendende Erziehungsmethoden, zu lehrende Inhalte und in Bezug auf die Unterrichtssprache erforderlich. So mussten die Missionare erkennen, dass nicht allen Kindern das gleiche Handwerk gelehrt werden konnte, sondern dass man im Interesse der Zukunft der Schüler Kastenunterschiede berücksichtigen musste. Als Unterrichtsmedium setzten die Missionare zunächst die Muttersprache der Schüler ein, später wurde der Druck, Englisch zu unterrichten, so groß, dass sich auch viele Schulen der Tranquebarmission dem anpassten.16
Für die Missionstätigkeit wurden gedruckte Materialien benötigt: Broschüren, die unter der Bevölkerung verteilt wurden, Bibelübersetzungen in verschiedene lokale Sprachen, Unterrichtsmaterialien für die Schulen. In den Anfangsjahren der Mission wurden diese Materialien aus Europa nach Indien transportiert, was teuer war und viel Zeit in Anspruch nahm. In Indien waren die Missionare zunächst auf langsames und mit einer hohen Fehlerquote behaftetes Abschreiben ihrer Texte auf Papier oder auf Palmblätter angewiesen. Technik, Material und Personal für den Beginn eines missionseigenen Druckereiwesens kamen aus Europa: zunächst Maschinen und lateinische Lettern aus England über die SPCK (1711), kurze Zeit später (1713) Maschinen, tamilische Lettern und zwei Druckereimitarbeiter aus Halle. Im Laufe der Zeit wurden in Tranquebar Versuche unternommen, eigene Lettern zu produzieren und sogar eine Technologie zur Papierherstellung zu entwickeln. Kontinuierlich wurden lokale Missionsmitarbeiter für den Einsatz in der Druckerei beziehungsweise der damit verbundenen Einrichtungen ausgebildet. Die Druckerei in Tranquebar druckte neben religiösen Schriften, Grammatiken, Wörterbüchern und Lehrbüchern für den Schulunterricht auch Kalender und Auftragsarbeiten der dänischen und englischen Kolonialbehörden. Die Entwicklungen in der Missionsdruckerei Tranquebar strahlten nach Norden über Vepery (Madras) bis nach Serampore (Kalkutta), ins Landesinnere nach Thanjavur und nach Süden bis Colombo (Ceylon) aus.17
Agenten und Medien
Zur Missionsgeschichte gehören nicht nur die beteiligten Institutionen. Missionsgeschichte sind auch die Lebensgeschichten von Missionierten und Missionierenden, die in zahllosen Alltagsgeschichten zusammenfließen. Mit 56 offiziell ausgesandten Missionaren, die zwischen 1706 und 1845 für die Tranquebarmission tätig waren, handelt es sich um eine vergleichsweise kleine Gruppe. Hinzu kamen lokale Missionsangestellte, deren Zahl die der europäischen Missionare um ein Vielfaches überstieg. Diese Gruppen waren die Hauptakteure der interkulturellen Begegnung im Missionsgebiet.
Bei den Missionaren handelte es sich in der Regel um Söhne aus bürgerlichen, oft jedoch wenig begüterten Familien, die bestrebt waren, ihren Kindern eine gute Bildung zukommen zu lassen. Als junge Männer hatten sie überwiegend in Halle, aber auch in Göttingen, Kiel, Gießen, Uppsala, Straßburg im Elsass oder in Wittenberg studiert. Das Studienfach war bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts fast ausschließlich Theologie, später kamen Physik, Mathematik, Medizin und andere Naturwissenschaften hinzu. Während die ersten Missionare noch in strenger lutherisch-pietistischer Tradition erzogen worden waren und in der Missionstätigkeit einen Weg sahen, ihr religiöses Streben nach höheren Werten mit ihrem realen Leben in Einklang zu bringen, standen die ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausgesandten Missionare häufig unter dem Eindruck des erstarkenden Rationalismus und der Aufklärung.18
Das Denken und Handeln der Missionsförderer und Missionierenden richtete sich auf diejenigen, die missioniert und zum "wahren" Glauben bekehrt werden sollten. Für die Missionsförderer in Europa waren die Tamilen die "Heiden" im fernen Ostindien, die ihrer Hilfe in Gestalt der christlichen Religion bedurften. Die Missionare im Land selbst, die den Tamilen mit ihren Vorstellungen, ihrem Denken und Glauben täglich begegneten, machten ihre eigenen Erfahrungen, die nicht immer konform gingen mit den Erwartungen in Europa. Die Ambivalenz missionarischer Tätigkeit und der Konflikt zwischen dem Missionsauftrag und seiner Umsetzung in der Missionsrealität schlagen sich nicht selten im Wandel der Anschauungen eines Missionars nieder. So verkündete Bartholomäus Ziegenbalg 1706 voller Überzeugung in einem Brief an August Hermann Francke, dass er bei einem Spaziergang in der Umgebung eifrig vielen Götterfiguren in einer lokalen Pagode die Köpfe abgeschlagen hätte, um so die Vergänglichkeit dieser Figuren im Gegensatz zum unvergänglichen christlichen Gott zu demonstrieren. Derselbe Missionar verfasste wenige Jahre später bedeutende wissenschaftliche Werke über die Religion der Tamilen, die bis heute Anerkennung finden.19
Für ein Amt als Missionar bewarb man sich in der Regel nicht selbst, sondern wurde geworben beziehungsweise vorgeschlagen – oft von den Direktoren des Halleschen Waisenhauses – dann geprüft und vom Missionskollegium in Kopenhagen angenommen. Kriterien für die Auswahl waren Tugenden des Pietismus wie Frömmigkeit, Beharrlichkeit und Duldsamkeit, aber auch Kommunikationsbereitschaft und eine gute Gesundheit. Eine Entscheidung für den Missionsdienst war unter den Bedingungen des 18. Jahrhunderts meist gleichbedeutend mit einem Abschied von Europa und den Familien auf Lebenszeit. Vor ihrer Ausreise (aus Kopenhagen oder London) wurden den Missionaren individuelle Instruktionen erteilt. Die Missionskasse wurde in Kopenhagen verwaltet. Von dort erhielten die meisten Missionare ihren Lohn. Die Missionare, die unter der SPCK dienten, erhielten ihre individuellen Instruktionen sowie die Gelder entsprechend von der SPCK aus London.
Die lokale Bezugsgruppe für die Mission war die gesamte Bevölkerung als potentiell zu missionierende Menschen. Die Motive, die einen Tamilen zur Konversion bewegten, waren komplexer Natur. Im Kontext der Tranquebarmission handelte es sich meist um Einzelkonversionen, selten traten ganze Familien oder größere Gruppen zum Christentum über. Hinter den meisten Konversionen stand ein Gemisch aus individuellen und kollektiven Erlebnissen und Erfahrungen. Konversion konnte Ausdruck sozialer Unzufriedenheit sein; sie konnte die Aussicht auf materielle Absicherung bedeuten. In einzelnen Fällen waren religiöse Momente, das heißt die bewusste Suche nach einer Glaubensrichtung, die entscheidende Triebfeder. Manchmal spielte Dankbarkeit für überstandene Krankheiten oder für Hilfe, die ein Missionar erwiesen hatte, eine Rolle. Aber auch mit Druck und Zwang wurde gearbeitet, wenn in Notsituationen Unterstützung von der Bereitschaft, zum Christentum überzutreten, abhängig gemacht wurde. Vor allem in Notzeiten, wie in Kriegen und nach Naturkatastrophen, verzeichneten die Missionare mehr Konvertiten als sonst.20
Die tägliche Missionsarbeit in Südindien war nur möglich durch die indischen Mitarbeiter der Mission. Zu dieser Gruppe von Tamilen, die besonders eng mit der Mission zusammen arbeiteten, zählte technisches Personal wie Wäscher, Köche, Gärtner und Totengräber ebenso wie die im unmittelbaren Missionsdienst eingesetzten Landprediger, Katecheten, Schulmeister, Gehilfen und Vorbeter. In der Regel waren wesentlich mehr indische Mitarbeiter als europäische Missionare an einem Ort tätig. Manchmal arbeiteten die Tamilen über längere Zeiträume allein und erstatteten lediglich regelmäßige Arbeitsberichte. Nachdem in der Anfangszeit konvertierte Hindus und auch Katholiken in den Missionsdienst geholt wurden, bildete die Mission später ihre eigenen Mitarbeiter zielgerichtet selbst aus. Unter den lokalen Missionsmitarbeitern gab es auch Frauen, die zum Teil als Ehefrauen tamilischer Missionsangestellter, teilweise aber auch eigenständig mitarbeiteten. Während die europäischen Missionarsfrauen vorwiegend im heimischen Haus für die Erziehung von Kindern und die Erledigung der Korrespondenz in verschiedenen Sprachen zur Unterstützung ihres Gatten zuständig waren, arbeiteten die Tamilinnen gemeinsam mit ihren Männern unter den lokalen Frauen und Mädchen und waren in die praktische Missionsarbeit mit eigenen Arbeitsbereichen integriert.21 Trotz der bedingten Eigenständigkeit der lokalen Missionsmitarbeiter standen die europäischen Missionare zu jeder Zeit an der Spitze der Hierarchie. Im Entscheidungsgremium vor Ort, der Missionskonferenz, in der Personal-, Rechts- und andere Fragen geregelt wurden, hatten indische Mitarbeiter kein Mitspracherecht. Obwohl die Zahl der indischen Mitarbeiter viel höher war als die der Europäer, finden wir in den Quellen vergleichsweise wenige authentische Berichte von Tamilen, sondern meistens Berichte der Europäer über die Tamilen.
Dokumentiert wurde die Missionstätigkeit von Beginn an regelmäßig in publizierten Missionsberichten, die für das gebildete Europa eine bedeutende Informationsquelle über ferne Länder darstellten und die – neben den seit dem 17. Jahrhundert beliebten Reiseberichten – ein wachsendes Interesse der Gelehrtenwelt an exotischen Kulturen, Religionen und Naturphänomenen bedienten. Die Berichte der Tranquebarmission stehen für 138 Jahre Missionstätigkeit und umfassen 108 Continuationen der so genannten Halleschen Berichte, von denen jede über einen Zeitraum von sechs Monaten berichtet, sowie 95 Stücke der so genannten Neuen Halleschen Berichte, von denen sich ebenfalls jedes auf einen Zeitraum von sechs Monaten bezieht.22 Die Missionszeitschriften arbeiteten mit unterschiedlichen Genres wie individuellen oder gemeinschaftlichen Diarien, Reiseberichten, Korrespondenzen, thematischen Abhandlungen, statistischen Berichten und Nachrufen. Im zeitgenössischen Kontext waren die Missionszeitschriften Informations- und Propagandamittel, Werbeblätter und Legitimationsnachweis. Sie transportierten Wissen, Glauben und Hoffnung und vermittelten dem Leser beziehungsweise Hörer den Eindruck hart, aber erfolgreich arbeitender Missionare in Südindien. Es waren nicht in erster Linie wissenschaftliche Zeitschriften, obwohl sie von Gelehrten und Dichtern (z.B. von Johann Wolfgang von Goethe) gelesen wurden. Ebenso wenig waren es in erster Linie volkstümliche Blätter, obgleich aus ihnen in vielen Gemeinden über die Mühen des missionarischen Alltags vorgelesen wurde. Die Missionsberichte fanden Verbreitung in zahlreichen Orten in Deutschland und darüber hinaus in einigen Städten in Dänemark, England, Italien, Indien, Russland und Österreich. Teilweise wurden sie zeitnah übersetzt oder in zusammengefasster Form weiter verbreitet. 1717 erschien in London An Account of the Religion, Manners and Learnings of the People of Malabar von Thomas Philips, das auf den Halleschen Berichten basierte. Johann Lukas Niekamp fasste 1740 die ersten Jahrzehnte der Missionstätigkeit in seinem Werk Kurzgefaßte Missions Geschichte zusammen.23