Transnationale Bewegungen und Organisationen
Aktivistinnen der National Woman Suffrage Association, USA 1913, Quelle: LoC
Dieser Themenstrang beschäftigt sich mit transnational und über-individuell operierenden Organisationen und Bewegungen, wie sie insbesondere seit der Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Plan traten. Damit sind klar identifizierbare Gruppen von gesellschaftlichen Akteuren gemeint, die sowohl regelmäßig über nationale Grenzen hinweg agierten als auch Regelungsmechanismen für ihre transnationale Zusammenarbeit aufstellten und formale Organisationsstrukturen ausbildeten. Dieser Themenstrang vereint daher nicht nur Beiträge zu den großen sozialen Bewegungen Europas, wie der Frauen- und der Arbeiterbewegung, sondern auch zu internationalen Organisationen, wie dem Roten Kreuz, und Verwaltungsgemeinschaften im Sinne von low politics – z.B. internationale Sportverbände (IOC, Fifa) oder Verkehrs- und Nachrichtenunionen (Internationale Telegraphen-Union).
Eine dieser Bewegungen ist der Zionismus, die aktive Bewegung für die Rückkehr der Juden nach Palästina, dem in diesem Themenstrang zwei Beiträge gewidmet sind. Die Formierung der jüdischen Nationalbewegung im transnationalen Austausch behandelt die Geschichte des Zionismus in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg und fragt nach Entstehung, Funktion und Wirkungsweise grenzübergreifender Kommunikation und Interaktion. Dabei rücken vor allem Prozesse der Verflechtung in den Mittelpunkt, die sich im Spannungsfeld zwischen dem Bekenntnis zur jüdischen Nation, der nationalstaatlichen Verwurzelung und dem die Staatsgrenzen überschreitenden, transnationalen Agieren der Zionisten vollzogen. Die Entwicklung des Zionismus bis zur Staatsgründung Israels zeichnet die weiteren Entwicklungen bis zur Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina im Jahr 1948 nach. Der Beitrag zeigt, wie das aufstrebende Projekt der jüdischen Besiedlung Palästinas äußeren und inneren Schwierigkeiten unter britischem Mandat und im Schatten des Nationalsozialismus trotzen konnte.