Einleitung
Wir leben in einer Welt, die so stark von Bildern geprägt ist, dass es unmöglich scheint, diese aus der heutigen Zeit wegzudenken. Auch Karten mit ihren Grenzziehungen sind Bilder, denn sie sind Abbildungen von Raum. Spätestens seit dem medialen Umbruch um 1840, der neue Reproduktionsmethoden ermöglichte, Druckkosten senkte sowie die Distribution von Gedrucktem erleichterte und beschleunigte, wurden Karten in einer Vielzahl von Medien, ob in Zeitungen oder Schulbüchern, allgegenwärtig und konnten so durch ständige Reproduktion und wiederholtes extensives Lesen den Charakter eines logo annehmen. Der Raum, den eine Karte repräsentiert, wird als logo wirkmächtig, indem er unsere Wahrnehmung der Welt prägt.1 Dabei sind Karten, aller wissenschaftlichen Rhetorik zum Trotz, auch Texte, und als solche haben sie einen konstruktiven und damit – partiell – fiktiven Charakter. Dass Karten den heterogenen Raum, den sie abbilden, für die Abbildung homogenisieren und somit konstruieren müssen, liegt in ihrer Natur und in der Reduktion von Wirklichkeit in der kartographischen Repräsentation.2
Eine besonders wirkmächtige Karte als logo ist die des Europas der Staaten und Nationen. Die kartographische Darstellung Europas als Kontinent, auf dem mit einer Vielzahl von linearen Grenzen staatliche Entitäten voneinander abgegrenzt sind, ist das geläufigste Bild, das wir von Europa haben. Wie dieser Beitrag zeigen wird, ist es in vielerlei Hinsicht eine Fiktion, allerdings eine durchaus wirkmächtige, die Realitäten schafft. Letzteres rührt nicht zuletzt daher, dass seit der Institutionalisierung von Geschichte als Fach um die Mitte des 19. Jahrhunderts die bevorzugte räumliche Einheit der Geschichtsschreibung die der Staaten (idealerweise die der Nationalstaaten) war und, zu einem nicht unbeträchtlichen Teil, noch immer ist. Das gilt auch und besonders für die europäische Geschichte.
Eine solche Historiographie, die primär dem Paradigma des Staats und Nationalstaats folgt, ist vor allem eine Geschichte, die aus der Sicht der politisch-administrativen Zentren der jeweiligen Staaten geschrieben wird und nicht von ihren Rändern, Peripherien und Grenzräumen aus. Dabei kann jedoch eine transkulturelle Perspektive nur anhand der Geschichte der vielfältigen, sich oft überlappenden und miteinander konkurrierenden Grenzen und Grenzregionen erlangt werden.
Aufgrund der Dominanz der am (National-)Staat orientierten politischen Geschichte über weite Strecken des 19. und während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Geschichte von Grenzen und Grenzregionen bis in die jüngere Zeit übersehen oder ignoriert. Europäische Geschichte, die über Staatsgrenzen hinausging, war dadurch bis etwa in die 1980er Jahre eine inter-, nicht eine transnationale Geschichte und somit vor allem eine Geschichte internationaler Interaktion mit der Betonung auf dem Staat als primärer Akteur in den Bereichen Politik, Diplomatie und Militär. Mit dem Aufkommen der Kulturwissenschaften sowie anderer neuer Methoden und Ansätze, darunter Alltagsgeschichte, Mikrogeschichte oder lokale Geschichte, hat sich jedoch das akademische Interesse zunehmend dem Transkulturellen zugewandt.3 Im Zuge dieser Umorientierung sind Grenzen verstärkt zum Gegenstand der Forschung geworden.
Der erste Abschnitt des vorliegenden Beitrags bietet einen historiographischen Überblick zu der sich seit etwa 1989 rasch entwickelnden historischen Grenzforschung. Der zweite Teil widmet sich begrifflichen Aspekten und methodischen Fragen der historischen Grenzforschung und konzentriert sich dabei auf verschiedene Grenztypen und -formen in Verbindung mit deren chronologischen Veränderungen. Der letzte Abschnitt greift erneut historiographische Fragen auf und argumentiert für ein transnationales und -kulturelles Verständnis von Grenzen anstatt einer Sichtweise, die nationale und staatliche Einheiten voneinander trennt.4
Grenz-Konjunkturen: Die Entdeckung der Grenze um 1989
Grenzen als Forschungsobjekt hatten lange kaum Konjunktur. Es wäre allerdings falsch zu behaupten, dass es vor 1989 gar keine historische Grenzforschung gegeben habe. Verschiedene akademische Disziplinen, darunter Politik- und Wirtschaftswissenschaften oder das Studium der internationalen Beziehungen haben bereits in den 1950er und 1960er Fragen zu territorialen, politischen oder sozialen Folgen der Dekolonisierung aufgeworfen. Sie begannen, mit Konzepten wie border regions zu operieren, oder widmeten sich neuen Themen wie der Spannung zwischen Souveränität und Territorialität.5
Für die Geschichtswissenschaft jedoch kann erst das Jahr 1989 als das annus mirabilis der historischen Grenzforschung gelten.6 Staaten und Nationen werden in konstruktivistisch-modernistischen Interpretationen nicht mehr als gegebene, natürliche Einheiten gesehen, sondern sind Konstrukte und Folgen von Modernisierungen, wie zum Beispiel der Entstehung des Printkapitalismus oder der Entwicklung von der Agrargesellschaft hin zur modernen industriellen Gesellschaft. Das gilt somit auch für die Grenzen der Staaten und Nationen. Auch sie sind historisch gewachsen und stellen in ihrer modernen, linearen Form eine relativ junge Entwicklung dar, anders als es Karten vermitteln, die eine zeitlose Existenz von linearen Grenzen suggerieren.
Geschichte ist dynamisch und historische Prozesse, Strukturen und Phänomene sind veränderbar oder reversibel. Das gilt auch für Grenzen und die Räume, die sie begrenzen. Anders formuliert: wo ein making ist, ist potentiell auch ein unmaking. Letzteres ereignete sich in den Jahren um 1989 in Ostmittel- und Osteuropa mit dem Zusammenbruch des Kommunismus und der Auflösung der Sowjetunion. Was während der etwa 40 Jahre des Kalten Krieges als statisches, territorial kaum wandelbares "West" und "Ost" erschien und durch den Eisernen Vorhang, wie Winston Churchill (1874–1965) die später kaum durchlässige Grenze 1946 genannt hatte, auch tatsächlich war, begann sich 1989 aufzulösen. Dieser Prozess hatte viele Ursachen und verschiedene Ausgangsorte. Einige lagen entlang der Grenze des Sowjetischen Imperiums, namentlich in Ungarn und Polen, wo die Grenze zwischen "Ost" und "West" zuerst wieder durchlässig wurde.
Für 1989 ließe sich somit konstatieren, dass auch hier die Grenze oder Peripherie ein einflussreiches Eigenleben hatte, das auf das Zentrum einwirkte.7 Indem sich die über Jahrzehnte lineare, schwer überwindbare Grenze zwischen "Ost" und "West" wieder zurückbildete, indem sie poröser und durchlässiger für Menschen, Waren, Ideen und Vorstellungen wurde, wirkte sich diese Transformation auch auf die Zentren in Moskau, Berlin und Prag aus. Was folgte, war und ist ein weitreichender politischer, sozialer, ökonomischer und kultureller Transformationsprozess, der anfangs von einer Reihe von Grenzziehungen oder -revisionen begleitet war, unter anderem der Trennung von Slowakei und Tschechien.
Zentraleuropa ließe sich von der Frühen Neuzeit bis in die Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts als interdependent borderland bezeichnen.8 Beschrieben wird mit diesem Begriff ein zonaler Grenzraum, in dem zwar formal Staatsgrenzen bestehen, die Gesellschaften auf beiden Seiten jedoch symbiotisch miteinander verbunden sind, so dass es einen beträchtlichen Austausch an ökonomischen und kulturellen Gütern gibt.9 Symbiose oder Verflechtung müssen dabei nicht bedeuten, dass es sich um einen konfliktfreien Raum ohne Abgrenzungsbedürfnisse handelt. Die Aufspaltung der Prager Universität 1882 in eine tschechische und eine separate deutsche Institution wäre ein solcher Vorgang von institutioneller Grenzziehung unter nationalen Vorzeichen innerhalb einer Region, die als interdependent borderland beschrieben werden kann.10
Das Ende des Zweiten Weltkriegs und der Beginn des Kalten Krieges transformierten den zentraleuropäischen Grenzraum dann innerhalb kurzer Zeit in ein alienated borderland. Dieser Begriff umschreibt eine lineare Grenze, entlang derer regelmäßige Grenzüberquerungen und damit Kontakte, Wahrnehmungen oder Transfers praktisch nicht stattfinden und man sich feindlich gegenüber steht.
Mit 1989 begann wiederum ein Prozess im östlichen Europa, in dessen Verlauf eine Rückbildung von alienated zu interdependent, in einigen Fällen sogar zu einem integrated borderland erfolgte, also zu einer Grenzregion, die zwar formal, d.h. de jure staatlich, administrativ, juristisch besteht, in der es jedoch de facto keine Grenze für den Verkehr von Waren und Menschen gibt.11
Das Gebiet des Schengen-Abkommens wäre ein Beispiel für ein integrated borderland. Mit dieser Vereinbarung wurde 1985 zunächst im westlichen Europa ein integrierter Binnenraum geschaffen, der sich jedoch als Raum von Sicherheit, Freiheit und Recht nach 1989 scharf nach Osten hin abgrenzte. Dieser Ausschluss des östlichen Europas wurde 2007 mit dem Beitritt einer Reihe ostmitteleuropäischer Länder und der baltischen Staaten zur Schengenzone teilweise revidiert. Gleichzeitig aber wurden, wie es die Dialektik von abgeschwächten Binnengrenzen und stärkerer Abgrenzung nach außen vorgibt, die Außengrenzen der EU in neue Regionen, etwa an die polnisch-ukrainische Grenze verlagert.12 Über einen längeren Zeitraum betrachtet haben die zwei Jahrzehnte nach 1989 in gewisser Weise die Wiedergeburt eines sehr viel durchlässigeren, transnationalen Zentraleuropas ermöglicht. Außengrenzen wurden umgeformt und im Kontext der sich ausweitenden supranationalen Struktur der Europäischen Union in Binnengrenzen umgewandelt. Gleichzeitig wurden die alienated borderlands an die neuen Außengrenzen der erweiterten EU verschoben.
Entscheidend für eine transkulturelle Geschichte Europas anhand des Beispiels von 1989 sowie des making und unmaking von Grenzen sind drei Aspekte. Erstens sind transkulturelle und transnationale Grenzen in der Regel nicht auf Karten verzeichnet.13 Die Idee transkultureller bzw. transnationaler Grenzen, die zunächst als Paradoxon erscheinen mag, wird unten ausführlicher dargestellt.
Zweitens neigt die Geschichtswissenschaft dazu, die Vergangenheit aus dem Blickwinkel und mit den Vorurteilen ihrer jeweiligen Gegenwart zu interpretieren. Das hat zur Konsequenz, dass die politische Lage Europas zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Fall der Berliner Mauer, die zumindest entlang des Eisernen Vorhangs verglichen mit früheren Perioden statisch war und dem Muster eines linearen alienated borderland entsprach, bis 1989 weitgehend als Norm für die Vergangenheit gedacht wurde. Anders formuliert, lud die politische Situation von etwa 1961 bis 1989 kaum dazu ein, Grenzen als historisches Resultat transkultureller und transnationaler Prozesse zu untersuchen.
Dies führt zum dritten und vielleicht wichtigsten Grund, weshalb die Frage nach Grenzen und Grenzräumen eine entscheidende Rolle in einer transnational verstandenen europäischen Geschichte einnimmt. Die politisch-ideologische Konfrontation während des Kalten Krieges in Europa und auch über Europa hinaus produzierte zwar in der Tat harte, lineare Grenzen im Sinne eines alienated borderland, dies ist aber eine Ausnahme in der Geschichte Europas und von Grenzen generell. Analysiert man Grenzen nach dem Konzept der longue durée, findet sich der Typus der linearen Grenze, die Austausch und Transfer unterbindet, sehr selten.14 Im Sinne ihrer Doppelfunktion als trennende coupure und verknüpfende couture sind Grenzen in den meisten Fällen etwas Verbindendes, ein kultureller Übergangs- und dynamischer Transferraum, also sogenannte couture.15
Die Tatsache, dass Grenzen und deren Wahrnehmung, das Leben und die Praxis in Grenzräumen vor allem couture sind, und das nicht allein im westlichen Europa, verweist noch einmal auf den fiktiven Charakter von Karten, die in der Regel lineare Grenzen repräsentieren und Grenzen als teilend und somit als coupure darstellen. So suggerieren sie voneinander abtrennbare und isolierbare Räume, in der Regel Staaten und Nationen.
Diesem problematischen Ansatz wurde nicht zuletzt das Konzept des Kulturtransfers entgegengesetzt, das die Kritik beinhaltet, dass historische Vergleiche in den Sozialwissenschaften die (National-)Staaten tendenziell essentialistisch homogenisieren, artifiziell voneinander abgrenzen und ahistorisch für den Zweck des Vergleichs in einem bestimmten zeitlichen Moment einfrieren würden, um Ähnlichkeiten und Unterschiede analysieren zu können. Demgegenüber fragt die Perspektive des Kulturtransfers gerade nach Austauschprozessen zwischen staatlichen und nationalen Einheiten und den sich wandelnden Bedeutungen von Transfergütern im Ausgangs- und Empfängerkontext.16
Historiographisch ist es von Interesse, dass das Konzept des Kulturtransfers in den Jahren unmittelbar vor 1989 zuerst programmatisch im deutsch-französischen Kontext entworfen wurde und anschließend in den 1990er Jahren in einem politisch veränderten Europa an Dynamik gewann. Dort war das Konzept des Kulturtransfers in gewisser Weise die naheliegende und folgerichtige Perspektive einer sich wandelnden Geschichtswissenschaft, die sich vermehrt Austauschprozessen, Transfers oder Wahrnehmungen widmete und damit die Grenzen in den Vordergrund rückte.17
Ob die Vielzahl von Studien über Grenzen, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten entstanden sind, auf den politischen Umbruch in Europa zurückzuführen sind, mag dahin gestellt sein. Es ist jedoch auffällig, dass zahlreiche Arbeiten zu Grenzen im weitesten Sinne im Kontext eines spatial turn und eines nach 1989 (wieder-)erwachenden Interesses am Raum im Kontext der Globalisierung verfasst wurden.18 Auch Arbeiten zum Stichwort mental maps sind erst in einem veränderten Zusammenhang nach 1989 und in einer sich wandelnden Geschichtswissenschaft denkbar geworden.19 Letztere Studien können heute als Meilensteine der historischen Grenzforschung gelten. Zwar beschäftigen sie sich nicht explizit und ausschließlich in einem engeren Sinn mit (Staats-)Grenzen, aber ihr Fokus auf die imaginierten sowie diskursiv konstruierten zivilisatorischen Binnen- und Außengrenzen Europas gegenüber dem östlichen und südöstlichen Europa im 18. und 19. Jahrhundert hat die Forschung nach 1989 geprägt und um neue Perspektiven und Fragen bereichert.
Grenz-Typen, Stadien und Begriffe: frontier, frontière, Grenze, granica
Die vermutlich erste Assoziation, die der Begriff Grenze hervorruft, ist, dass es sich um etwas Lineares, eindeutig Einschränkendes handelt, das klare Dichotomien nach dem Muster "Wir" und "Sie" hervorbringt.20 Dies wäre der Fall bei einer allgemein akzeptierten, klar symbolisch markierten und administrativ kontrollierten Grenze.21 Analysiert man die Entstehung und das Verschwinden von Grenzen sowie ihre verschiedenen Typen und Stadien, scheint eine solche eindeutige Begrenzung, die sich als die Kongruenz zwischen decision space und identity space bezeichnen lässt,22 eher die Ausnahme zu sein.
Eine solche Eindeutigkeit konnte lediglich zwischen der Mitte des 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts erreicht werden und betraf auch dann vermutlich nur wenige Fälle. Die relativ klar umrissenen Staatsgrenzen des französischen Territoriums im 18. und 19. Jahrhundert im Gegensatz zu den deutschen Staaten oder den kontinentalen, multiethnischen Imperien wie der Habsburger Monarchie oder dem Zarenreich sind beispielsweise im europäischen Kontext eher die Ausnahme denn die Regel.23 Ein Beispiel einer Grenzregion, die lange Zeit keine Kongruenz von decision space und identity space entwickeln konnte, war die seit dem 16. Jahrhundert in der Habsburger Monarchie gegenüber dem Osmanischen Reich institutionalisierte Militärgrenze. Diese Uneindeutigkeit der Habsburger Grenzziehung hat Langzeitfolgen bis ins 21. Jahrhundert, wie man an dem Gebiet der heutigen Republik Srpska bzw. der Kraina in Kroatien als Überbleibsel der Militärgrenze erkennen kann (vojna krajina bzw. vojna granica).24
Der mit seinem slawischen Äquivalent granica etymologisch verwandte Begriff Grenze suggeriert eine nicht gegebene Eindeutigkeit, denn der Form nach lineare und der Funktion nach politisch-territoriale Grenzen sind lediglich eine und zwar eine sehr spezifische Form der Grenze. Gerade im Kontext einer transkulturell orientierten europäischen Geschichte der Neuzeit müssen eine Reihe anderer Grenzformen berücksichtigt werden. Einige davon sind sichtbarer Natur, wie die "alten" bzw. geographischen Grenzen entlang der Alpen, des Erzgebirges oder der Pyrenäen. Allerdings können zu den sichtbaren auch ökonomische, soziale oder religiöse Grenzen gehören. Beispielsweise wurde die Pflicht der jüdischen Bevölkerung, sichtbare Kennzeichen zu tragen, Anfang der 1780er Jahre nur für einige Provinzen der Habsburger Monarchie durch Joseph II. von Österreich-Ungarn (1741–1790) abgeschafft. Andererseits waren gerade religiöse Grenzen in der alltäglichen Praxis oft kaum erkennbar oder wurden nur zu besonderen Anlässen wie Pilgerfahrten oder Prozessionen symbolisch sichtbar gemacht.25
Die Vielschichtigkeit von Grenzen kann im Englischen und Französischen mittels verschiedener Begriffe nuancierter ausgedrückt werden als im Deutschen. Mit frontière, limite oder confin respektive frontier, boundary und border stehen mehrere Begriffe zur Verfügung, die es erlauben, unterschiedliche Grenzformen zu benennen. Trotz ihrer etymologischen Verbindung haben frontière und frontier unterschiedliche Bedeutungen. Im Englischen ist der Begriff eng mit Frederick Jackson Turners (1861–1932) Konzept der frontier verbunden. In den 1890er Jahren bezeichnete Turner mit diesem Begriff das Vorrücken der nordamerikanischen Siedlungs- und Erschließungsgrenze gen Westen. Der damit verbundene Prozess der Konfrontation zwischen "savagery and civilization" war wiederum, so Turner, ein dominantes Merkmal nationaler Identität.26
Das französische frontière dagegen beschreibt eine militärische Grenzzone wie beispielsweise die zwischen der Habsburger Monarchie und dem Osmanischen Reich. Damit unterscheidet es sich von limite (französisch) oder border (englisch), welche die lineare äußere Grenze eines Staatsgebietes bezeichnen.27 Boundary wiederum umschreibt, ähnlich wie border region, im Englischen einen zonalen Übergangsraum, den im Deutschen der Begriff Grenzraum ausdrückt. Mit dem analogen Begriff des Grenzsaumes wurde auf die lange Dauer hingewiesen, die es in der europäischen Geschichte oft brauchte, um eine vertraglich vereinbarte territoriale Grenze auch innerhalb – und nicht selten gegen den Eigensinn und das Eigenleben – eines zonalen Grenzsaums faktisch durchzusetzen.28
Die semantischen Unterschiede sind insofern von Bedeutung, als die einzelnen Begriffe jeweils unterschiedliche Grenzformen und Stadien in der Entwicklung von Grenzen umschreiben, zu denen die alienated, coexistent, interdependent oder integrated borderlands gehören.29 Allerdings wird man diese Grenzformen und -typen nie in einer reinen Form finden, da eine solche Unterscheidung idealtypisch zu verstehen ist und primär heuristischen Zwecken dient.30
Idealtypisch lassen sich darüber hinaus defensive und expansive Grenzen unterscheiden. Als Beispiel können die Teilungen Polens 1772, 1793 und 1795 dienen, die aus preußischer und habsburgischer Sicht expansive Grenzen schufen. Dagegen ist die sukzessive Verschiebung der westlichen Grenze des Heiligen Römischen Reichs seit Beginn der Revolutionskriege 1792 und durch die Annexion der linksrheinischen Gebiete durch die französischen Revolutionstruppen aus deutscher Perspektive als defensive Grenze zu sehen.
Eine transkulturell verstandene Geschichte Europas darf jedoch nicht bei den Binnen- und Außengrenzen des geographischen Europas stehen bleiben. Gerade im Kontext überseeischer und kontinentaler imperialer Ausdehnung wie im Fall des Zarenreiches müssen Fragen nach der transkulturellen Bedeutung von Grenzen gestellt werden.31 Ob innerhalb oder außerhalb des geographischen Europas, für all diese Grenztypen ist entscheidend, dass sie zu unterschiedlichen Formen von Wahrnehmungen und freiwilligen oder erzwungenen Transfers über Grenzen hinweg beitragen.32
Über den heuristischen Zweck hinaus ist es wichtig festzuhalten, dass Grenzen grundsätzlich variabel, dynamisch und veränderbar sind. Ein solcher Wandel kann vom politischen Zentrum angestoßen, durchgesetzt oder forciert werden. Er kann aber auch von den Akteuren vor Ort ausgehen, wenn diese an der Grenze bestimmte Handlungen und Praktiken vollziehen.33 Wandel und Historizität von Grenzen sind auch für das Stadienmodell zentral, mit dem auf die Dynamik und Temporalität von Grenzen verwiesen werden soll und das fünf Stadien einer Grenze unterscheidet.
Mit embryonic borderland umschreiben die Autoren primär vor- oder frühmoderne Gesellschaften, in denen Staatsbildungsprozesse entweder noch nicht eingesetzt hatten oder sich in einem frühen Stadium befanden. Aufgrund fehlender linearer Territorialgrenzen überlagerten sich oft verschiedene Grenzformen (im Original: frontiers), beispielsweise religiöse oder soziale Grenzen.34 Gerade im Kontext der Frühen Neuzeit waren dies im Alltag oft unsichtbare Grenzen zwischen sozialen und religiösen Gruppen, die erst durch Symbole oder Praktiken sichtbar wurden, sei es auf dem Markt, im Heiratsverhalten oder durch Pilgerfahrten.35
Das erste Stadium einer wirklich sichtbaren Grenze ließe sich als infant borderland bezeichnen. Gemeint ist eine Situation, in der eine territoriale Grenze gerade erst gezogen wurde, sie jedoch (noch) nicht akzeptiert bzw. praktiziert wird.36 Sie existiert daher parallel zu weiterhin funktionierenden grenzübergreifenden sozialen und ökonomischen Netzwerken. Einwohner einer solchen Region können sich für eine Zukunft auf einer der beiden Seiten der Grenze entscheiden, so dass nationale Identitäten allenfalls vage ausgeprägt sind.37 In einem solchen Stadium existiert die Grenze eher als Potential, nicht als soziale Realität, und ist somit keine "räumliche Tatsache mit soziologischen Wirkungen", "sondern eine soziologische Tatsache, die sich räumlich formt."38
Die folgenden beiden Stadien ließen sich als adolescent und adult borderland bezeichnen. Im ersten Fall liegt der eigentliche Akt der politischen, administrativen oder juristischen Grenzziehung noch nicht lange zurück. Die Einwohner erinnern sich also an die Zeit vor der Grenze, aber die Territorialgrenze wird sukzessive zur Realität, indem sie beginnt, soziale und ökonomische Beziehungen räumlich umzuformen, wenngleich ältere Formen von Netzwerken über die Grenze fortbestehen können.39
Im Stadium des adult borderland ist der Prozess des making abgeschlossen, da die Grenze eine territoriale und soziale Realität geworden ist und personelle Netzwerke dem Grenzverlauf folgen, d.h. durch die Grenze beschränkt sind. Wahrnehmungs- und Transferprozesse über die Grenze hinweg können weiter bestehen, sind jedoch im Vergleich zu früheren Phasen bzw. Stadien mit schwächeren Grenzen seltener. In diesem Stadium kann eine Grenze zuletzt als statisch, als eternal bzw. natürlich angesehen werden, da Erinnerungen an eine grenzlose Vergangenheit verblasst sind. Die Grenze in Frage zu stellen, kommt für die Anwohner der Grenzregion nicht oder kaum in Frage.40 Als Konsequenz sind nationale Identitäten oft eindeutig. Darüber hinaus erkennen Praktiken und Aktivitäten über die Grenze hinweg wie z.B. Schmuggel die Grenze an, obwohl bzw. gerade indem sie versuchen, sie zu umgehen.41 Diese Form der Territorialität, die eine Kongruenz von identity space und decision space zur Folge hat, wurde in Europa lediglich im Zeitraum zwischen etwa 1850 und 1960 erreicht. Nur während dieser Zeit hatten Staaten zumindest potentiell die administrativen, technischen und infrastrukturellen Möglichkeiten, ein relativ homogenes staatliches Gebilde zwischen Zentrum und Grenze zu kontrollieren.42
Jede lineare, territoriale Grenze kann jedoch auch ihre politische Notwendigkeit verlieren. Eine Grenzregion in einem solchen Prozess, wie er sich über die verschiedenen Stadien der politischen Einigung Europas seit den Römischen Verträgen von 1957 entwickelt hat, ließe sich als declining borderland beschreiben.43 In dessen Folge können neue Netzwerke über die sich zurückbildende Grenze hinaus entstehen. Dieser Prozess kann im Falle der Binnengrenzen Europas bis zu dem Stadium eines defunct borderland oder relict boundary fortschreiten, in dem alle physischen Symbole der ehemaligen Grenze entfernt wurden.44
Grenz-Perspektiven – für ein transnationales Verständnis von Grenzen
Die Einteilung von Grenzen in Typen und Stadien ist schematisch und wird der Wirklichkeit daher nur bedingt gerecht. Sie kann jedoch dabei helfen, unterschiedliche Rhythmen und Zeitschichten in der Geschichte von Grenzen zu analysieren. Dies wiederum ist entscheidend, um Europas Grenzen im Rahmen einer transnational verstandenen Geschichte in den Mittelpunkt rücken zu können, die verstärkt die Aspekte des Transfers und der Wahrnehmungen über Grenzen hinweg berücksichtigt.
Innerhalb der historischen Grenzforschung wurden Grenzen meist primär vom Zentrum her analysiert,45 das heißt aus einer primär politischen oder administrativen Perspektive. Damit wurde oft einer internationalen statt transnationalen Perspektive der Vorzug gegeben,46 die sich auch in der folgenden Prämisse spiegelt: "Nicht von der Grenze, der frontière, muß man ausgehen, um sie zu erforschen, sondern vom Staat."47 Zu dieser vom Zentrum ausgehenden Sicht zählen unter anderem Studien, die ein Grenzregime, weil sie nur das politische Zentrum betrachten, auf das Passwesen, Recht und Staatszugehörigkeit reduzieren.48 Die gelebte und wahrgenommene Praxis dessen, was vom Staat an Grenzen gesetzt und an Maßnahmen vorgegeben wird, wird aus der Sicht des Zentrums jedoch seltener erfasst.
In gewisser Weise ist die Präferenz des inter in Bezug auf Grenzen im Rahmen der europäischen Neuzeit nur konsequent. Schließlich sind die großen Daten der europäischen Neuzeit, von 1618–1648 über 1772/1795, 1792–1815 bis hin zu 1914/1918 oder 1939/1945 mit dem Politischen, mit Militär- und Diplomatiegeschichte verbunden. Transnationale Ereignisse dagegen sind rar. Das Revolutionsjahr 1848 oder der Beginn der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 1929 ließen sich nennen, darüber hinaus lassen sich nur wenige Ereignisse mit einer transnationalen Dimension identifizieren.49
Die oben genannten Ereignisse dürften zu den Daten gehören, die am häufigsten herangezogen werden, um eine Geschichte Europas zu periodisieren. Wie anhand der Stadien und Typen dargestellt wurde, folgen Grenzen und Grenzräume jedoch ihren eigenen Zeiten und Konjunkturen und nicht notwendig politischen Eckdaten,50 wenngleich territorial- bzw. nationalstaatliche Grenzen während der Neuzeit immer wieder gemäß den genannten Daten verschoben worden sind.51 Diese Verschiebungen von territorialen Grenzen, sei es durch Krieg oder Diplomatie, lassen sich auf Karten abbilden, die jedoch immer eine Komplexitätsreduktion darstellen. Gerade die Vereinfachung von Grenzverläufen auf Karten, das Herstellen von Karten und die Zirkulation von Kartenwissen zielt wiederum auf die Etablierung, Abgrenzung und Kontrolle von territorialen Grenzen ab,52 so dass eine Karte zum logo eines Europas der (National-)Staaten werden kann.53
Die Verschiebung einer territorialen oder (national-)staatlichen Grenze bedeutet allerdings lediglich die räumliche Veränderung der Demarkationslinie zwischen zwei – oft ähnlich – organisierten politischen und gesellschaftlichen Entitäten. Bei Staatsgrenzen handelt es sich somit um "Maximalpunkte durchsetzbarer Jurisdiktions- und Souveränitätsansprüche", die "durch Hoheitssymbole und Organe staatlicher Machtpräsenz" markiert werden.54 Ein Akt der Grenzziehung durch eine rechtsförmige Übereinkunft zwischen Staaten sagt jedoch nur bedingt etwas aus über die im Grenzraum gelebte Grenze, deren Wahrnehmung oder die sich entlang einer Grenze ausbildenden Identitäten sowie Transfers über die Grenze hinweg.55 Denn verschiedene Grenzarten mit unterschiedlichen Funktionen, sei es territorialstaatlichen, ökonomischen, konfessionellen, ethnischen, sozialen oder kulturellen, unterliegen auch sehr unterschiedlichen Phasen und Rhythmen.56
Dies gilt vor allem für die Frühe Neuzeit. Ein Beispiel wären erneut die Teilungen Polens, die aus der Perspektive des staatlichen Zentrums exakt auf 1772, 1793 und 1795 datiert werden können. Dagegen konnte es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis diese neuen Grenzen institutionalisiert, anerkannt und im Alltag wahrgenommen wurden. Dass die neuen Grenzen nach innen wirkten und Städte wie Krakau als "österreichisch" oder Warschau als "russisch" wahrgenommen wurden, dauerte bis in die 1840er Jahre.57
Ab etwa 1800 änderte sich dies jedoch, da das Verschieben territorialer Grenzen ab dem 19. Jahrhundert in der Regel starke Rückwirkungen auf die räumliche Organisation und auf andere, konkurrierende Grenzarten innerhalb eines umgrenzten Territoriums hatte. Hier bietet sich der Verweis auf das Konzept einer zeitlichen Abfolge von regimes of territoriality an, wobei ein Einschnitt bei der Französischen Revolution konstatiert werden kann.58 In der Tat erscheint das revolutionäre Frankreich als ein außergewöhnliches, aber geeignetes Beispiel für den gestiegenen Einfluss offizieller Grenzziehungen, da es die Machbarkeit und Durchsetzbarkeit von Grenzen revolutionierte. Ab 1792/1793 wurden die äußeren Grenzen mit dem Vorrücken der Revolutionsarmee erweitert, während gleichzeitig die Regierung nach innen historische Grenzen einebnete und mit den départements neue räumliche Strukturen mit neuen administrativen Grenzen schuf.
Für die Zeit um 1800 ist dieser Vorgang beispiellos. Nun erst deutete sich an, welche Grenzziehungen administrativ möglich waren und sich mit neuer Technik, Kommunikation und nicht zuletzt Gewalt in der Moderne durchsetzen ließen. In der Folge des Ersten und Zweiten Weltkriegs waren vor allem Territorien im östlichen Europa von derartigen Grenzziehungen betroffen, wie beispielweise Moldova und Bessarabien als Zwischenräume zwischen Rumänien, der Ukraine und Russland bzw. der Sowjetunion.59
In Anlehnung an das Konzept der drei Geschwindigkeiten der Geschichte, der histoire immobile, histoire conjoncturelle und histoire événementionelle, lassen sich auch für Grenzen unterschiedliche Beweglichkeiten konstatieren.60 Als immobil können natürliche, geographische bzw. "alte" Grenzen wie die Alpen, der Ural, die Donau, die Pyrenäen, das Erzgebirge oder der Rhein gelten. Einer konjunkturellen Grenze von mittlerer Dauer können ökonomische, konfessionelle oder soziale Grenzen entsprechen,61 während der ereignishaften Grenze die durch Krieg oder Diplomatie verschobenen territorialen Grenzen entsprechen, etwa während der napoleonischen Kriege oder der Teilung Polens.62 Ein anderer Fall einer solchen "neuen" oder relativ jungen Grenzsetzung wäre die Umwandlung des historischen trilateralen Steuerkondominiums zwischen Dänemark-Norwegen, Russland und Schweden-Finnland 1826 in territoriale Staatsgrenzen.
In der Regel folgt auf die neue Grenzziehung eine geographische Übertragung von Recht und Verwaltung vom Zentrum einer administrativen Einheit auf das der anderen. Die Tatsache, dass auf eine Grenzverschiebung wie beispielsweise die Annexion der linksrheinischen Gebiete während der Französischen Revolution eine neue Rechtsordnung und Verwaltung folgten, sagt jedoch wenig Allgemeines über die Akzeptanz oder die Wahrnehmung der juristisch-administrativen Grenzverschiebung aus. Denn oft braucht die Durchsetzung von Rechts- und Verwaltungsreformen mehr Zeit als ihr Inkrafttreten, so dass es zu Spannungen zwischen Territorien mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten beziehungsweise Rhythmen der verschiedenen Grenzformen kommen kann.
Für die Forschung zu Grenzen und Grenzräumen aus einer transkulturellen Perspektive, die das Internationale berücksichtigt, jedoch darüber hinausgeht, sind gerade diese Spannungen von Interesse. Obwohl während der Französischen Revolution die deutsch-französische Staatsgrenze so undurchlässig wurde, dass weitaus weniger Menschen von Deutschland nach Frankreich reisten oder emigrierten – zum einen bedingt durch Krieg und Terror, zum anderen aufgrund einer Verfestigung der Grenze durch Kontrolle und einer Regulierung von Migration durch Passwesen und Staatsbürgerschaft63 –, schwächte sich die Bedeutung der Grenze im kulturellen Bereich eher ab. So jedenfalls lassen sich die Forschungen zur "französisch-deutschen Übersetzungsbibliothek" interpretieren, die trotz bzw. gerade wegen der zunehmenden Feindschaft und des fast permanenten Krieges ein deutliches Ansteigen der Übersetzungen aus dem Französischen ins Deutsche festhalten und damit eine verstärkte Zirkulation von Wissen und einen wachsenden Kulturtransfer über die Grenze hinweg bezeugen.64 Anders formuliert: Während sich die Staatsgrenze konjunkturell, dem Terror und den Kriegen folgend, zunächst verdichtete, bevor sie nach 1815 wieder durchlässiger wurde, öffnete sich die kulturelle Grenze zum Teil. Dabei handelte es sich jedoch in diesem Fall um eine einseitige Öffnung, da der Fluss von Kulturtransfers und Übersetzungen von Frankreich nach Deutschland sehr viel größer war als in entgegengesetzter Richtung.
Schluss
Europa ist ein kleiner Kontinent, der kleinste der Erde, um genau zu sein. Zugleich ist kein anderer Kontinent ähnlich fragmentiert, durch Territorialgrenzen einerseits und durch sich überlappende, vielschichtige andere Formen von Grenzen andererseits. Zudem lässt sich Europa als einziger Kontinent dadurch charakterisieren, dass seine inneren Grenzen ständig in Bewegung sind.65 Wenn schließlich transnationale Geschichte als "movement of people, ideas, technologies and institutions across national boundaries" definiert wird,66 dann wird die Bedeutung von Grenzen im Kontext einer transnational und -kulturell gedachten europäischen Geschichtsschreibung offensichtlich.
Grenzen und Grenzregionen sind zentrale Transfer- und Kommunikationsräume der europäischen Geschichte. Die Bedeutung von Transfergütern in unterschiedlichen regionalen oder nationalen Kontexten, auf verschiedenen Seiten der Grenze zu untersuchen, ist notwendig, um Essentialisierungen nach nationalen Mustern (wie "deutsch" oder "französisch") zu vermeiden. Für Identitätsbildungen und -zuschreibungen sind Grenzen dennoch zentral, da Identitäten stets relational sind. Der Zugehörigkeit zu einer sozialen, religiösen oder nationalen Gruppe wird man sich oft erst durch die Überschreitung einer Grenze bewusst. Adlig, deutsch oder Europäer zu sein, ist im Alltag abstrakt oder gar irrelevant und gewinnt oft erst an Bedeutung, wenn man mit einer Grenze konfrontiert ist oder eine solche überschreitet.