Wertherfieber

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PublishedErschienen: 2010-12-03
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    Kein anderer deutscher Roman des 18. Jahrhunderts erregte so sehr die Gemüter in Europa wie Johann Wolfgang Goethes "Die Leiden des jungen Werthers", die sich rasch nach ihrem Erscheinen 1774 zu einem Bestseller entwickelten. Überschwängliche Leserreaktionen und Phänomene wie die "Werthertracht", Pilgerreisen zum "Werthergrab" bis hin zur Imitation des Selbstmords des Protagonisten ließen bereits die Zeitgenossen von einem "Wertherfieber" sprechen. Dies führte insbesondere in konservativen und theologischen Kreisen zu Debatten über die Schädlichkeit des Werkes. Neben warnenden und polemischen Stimmen in Zeitungen und Predigten, trugen u.a. theatralische Adaptionen und bildliche Darstellungen zu einer multimedialen Verbreitung der Werther-Geschichte bei. Der bis heute anhaltende internationale Erfolg begründet sich dabei vor allem in der literarischen Qualität und der philosophischen Dimension des Werkes.

    InhaltsverzeichnisTable of Contents

    Der Erfolg des Romans

    Kein deutscher Roman im 18. Jahrhundert bewegte die Geister in ganz so sehr wie Die Leiden des jungen Werthers von Johann Wolfgang Goethe (1749–1832)[Johann Wolfgang Goethe in der Campagna 1787 IMG]. Gleich nach seinem Erscheinen Ende September 1774 zur Michaelismesse entwickelte sich der Roman zu einem Bestseller. Er blieb Goethes größter Bucherfolg. Bereits 1775 wurde der Werther ins Französische, d.h. in die damalige europäische Verkehrssprache, übersetzt, danach ins Englische (1779) und Italienische (1781). Die Erstfassung erlebte bis 1790 etwa dreißig, die Zweitfassung von 1787 etwa fünfundzwanzig Auflagen. Neben einigen enthusiastischen Besprechungen erschienen in der Mehrzahl ablehnende Rezensionen. Zu den Werther-Enthusiasten gehörten nicht nur junge Leser, die tage- und wochenlang Tränen vergossen und sich in ihren Briefen dazu bekannten. So schrieb der hannoversche Kabinettsrat August Wilhelm Rehberg (1757–1836) an den Schriftsteller und Übersetzer Ludwig Tieck (1773–1853), er habe als Siebzehnjähriger "vier Wochen lang in Thränen gebadet", weil er zu dem "demüthigenden Bewußtsein" gelangt sei, dass er "nicht so sein könne, als dieser da".1 Auch ältere Leser wie der damals sechsundvierzigjährige Johann Georg Zimmermann (1728–1795), königlicher Leibarzt in und ein Freund Johann Caspar Lavaters (1741–1801) und Christoph Martin Wielands (1733–1813). Er schrieb an die Goethe-Freundin Charlotte von Stein (1742–1827): "Das Lesen des ersten Bandes [des Werthers] hat mich so erregt, hat alle Saiten meiner Seele so getroffen und in Schwingungen versetzt, daß ich mich vierzehn Tage ausruhen mußte, ehe ich den Mut hatte, zum zweiten zu greifen."2 Und der fünfunddreißigjährige Christian Friedrich Daniel Schubart (1739–1791) befand am 5. Dezember 1774 in seiner Deutschen Chronik:

    Da sitz ich mit zerfloßnem Herzen, mit klopfender Brust, und mit Augen, aus welchen wollüstiger Schmerz tröpfelt, und sag Dir, Leser, daß ich eben die Leiden des jungen Werthers von meinem lieben Göthe – gelesen? – Nein, verschlungen habe. Kritisiren soll ich? Könnt ich's, so hätte ich kein Herz.3

    Am Ende seiner Besprechung erklärte er einfach: "Kauf's Buch und lies selbst!"4

    Der Germanist Erich Trunz (1905–2001) weist in seinem Nachwort zum Werther darauf hin, dass der empfindsame Stil, in dem der Roman verfasst ist, keineswegs etwas Außergewöhnliches gewesen sei – er führt dazu mehrere Beispiele aus Briefen bekannter Persönlichkeiten in jener Zeit an –, sondern dass man eher sagen kann: "Werther schreibt weniger sentimental" als diese. Werthers Stil "ist ruhiger und gleichmäßiger. Goethe hat also den Zeitstil durchaus ins Künstlerische erhoben und geläutert".5

    Die nicht wenigen enthusiastischen Äußerungen wirkten erschreckend auf die eher konservativ Eingestellten, die auch durch die Werthermode (ein blauer Tuchfrack mit Messingknöpfen, gelbe Weste, Kniehosen aus gelbem Leder, Stulpenstiefel und ein runder, grauer Filzhut, der auf dem unüblicherweise nicht-gepuderten Haar getragen wurde) irritiert waren.Johann Georg Ziesensis (1716–1776): Prinz Ernst Ludwig (der spätere Herzog Ernst II.) von Sachsen-Gotha-Altenburg (1745–1804) in Werthertracht, Öl auf Leinwand, 1768, 64,9 x 45,6 cm, Photograph: Jörg P. Anders; Bildquelle: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, © bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders. Vor allem gelangten sie zu der Überzeugung, dass sich durch Goethes Buch die Zahl der Selbstmorde – auch von Frauen – erheblich erhöht habe. Goethe selber schrieb hierzu in Dichtung und Wahrheit: "… so verwirrten sich meine Freunde …, indem sie glaubten, man müsse die Poesie in Wirklichkeit verwandeln, einen solchen Roman nachspielen und sich allenfalls selbst erschießen; und was hier im Anfang unter wenigen vorging, ereignete sich nachher im großen Publikum und dieses Büchlein, was mir so viel genützt hatte, ward als höchst schädlich verrufen."6 All das zusammen wurde als Wertherfieber empfunden. Dieser Begriff erschien bereits 1776 als Dramentitel: Das Werther-Fieber, ein unvollendetes Familienstück. Der Autor war Ernst August Anton von Göchhausen (1740–1824), dessen Name in der Veröffentlichung allerdings nicht erscheint. Im Gegensatz zu Goethes Prosawerk endet das Stück jedoch nicht mit dem Selbstmord des Protagonisten; der Vater hatte diesen kurzerhand nach geschickt.

    Werthereffekt

    Heute spricht man vom Werthereffekt, wenn Selbstmorde, über die in den Medien ausführlich berichtet wird, eine signifikante Zahl von Nachahmungstaten auslösen. Der Begriff wurde 1974 von dem amerikanischen Soziologen David Philipps eingeführt. Mittlerweile wird er von der Suizidologie, der Wissenschaft vom Selbstmord, verwendet. Es gibt jedoch viele Kritiker dessen, was mit Werthereffekt bezeichnet wird. Sie argumentieren ähnlich wie zur Zeit Goethes, dass die Nachahmung der Art des Selbstmords nur als ein äußerlicher Effekt interpretiert werden könne. Der Suizid wäre auch ohne ein Vorbild erfolgt. Er sei eher die Folge einer vorhandenen Disposition labiler Persönlichkeiten.

    Selbstmord

    Es gibt mehrere Gründe dafür, dass Werther so leidenschaftliche Reaktionen hervorgerufen hat und bis heute seine Aktualität bewahren konnte: den Selbstmord, das absolute Bekenntnis zur Liebe trotz ihrer Unerfüllbarkeit, die Kritik an der hierarchischen Ordnung, die Kritik an den Schranken überhaupt, verbunden mit der Bejahung der freien Entwicklung der Persönlichkeit, und die Erkenntnis, dass es im Leben im Grunde genommen keinen Ruhepunkt gibt.

    Bis zum Erscheinen des Werthers wurde nur der Selbstmord im Namen einer Sache anerkannt, wie der Catos7 im gleichnamigen Drama von Johann Christoph Gottsched (1700–1766): Hier nimmt sich der Protagonist das Leben, um die republikanische Freiheit zu retten. Werther entscheidet sich dagegen für den Selbstmord, weil er keinen anderen Ausweg aus seinen Lebenserwartungen sieht bzw. an den Lebenszuständen insgesamt verzweifelt. In den zahllosen Polemiken gegen Goethes Buch und in den Wertherstücken, den Wertheriaden, wird stets nur die unglückliche Liebe zu Lotte als Grund für den Selbstmord angesehen. Deren Autoren konstruieren daher die Möglichkeit eines Happy Ends, indem sie entweder die Dreieckskonstellation verändern oder Werther sich eines Besseren besinnen lassen. Am bekanntesten ist die Erzählung Freuden des jungen Werthers. Leiden und Freuden des Werthers des Mannes (1775) des Verlegers und Publizisten Friedrich Nicolai (1733–1811) geblieben. Albert tritt freiwillig zurück und sorgt dafür, dass Werthers Selbstmordversuch missglückt. Lotte und Werther heiraten, aber es fällt ihnen nicht leicht, sich in den Alltag einzuleben, zumal Lotte bei Geburt ihres ersten Kindes fast das Leben verliert. Nach einer gewissen Zeit findet sich sogar ein junger Bursche, der das Glück zu zweit zu zerstören droht. Die Leiden des Werthers beginnen. Wieder muss Albert die beiden miteinander versöhnen, damit endlich der "Mann Werther" zusammen mit Lotte das kleine Lebensglück genießen kann: "Durch Fleiß und Sparsamkeit wurden sie nach etwa sechzehn Jahren wohlhabend", d.h. sie konnten sich ein kleines Häuschen, einen fruchtbaren Acker und einen "Garten ums Haus" kaufen.8 Lotte "zog auf den Krautfeldern Gemüse und Wurzeln", während der "Obstgarten … Werthers Besorgung war, und die Kinder pflanzten sich Beeten voll Tulpen und lieblicher Anemonen."9 Sie lebten mit der Natur, aber in nutzvoller Art. Nicolais "fürtrefflicher Einfall",10 wie Johann Georg Sulzer (1720–1779) an den Schweizer Philologen Johann Jacob Bodmer (1698–1783) am 24. Dezember 1774 schrieb, wurde von vielen gelobt.11 Goethe hatte dagegen nur Spott dafür übrig. Er schrieb zwei bösartige Gedichte: "Die Leiden des jungen Werthers" an Nicolai und Nicolai auf Werthers Grabe,12 die allerdings erst 1814 und 1820 im Druck erschienen, das Stoßgebet dagegen bereits 1791: "Vor Werthers Leiden,/ Mehr noch vor seinen Freuden/ Bewahr uns, lieber Herre Gott!".13 Nicolai hatte durch dessen Freunde einiges von Goethes Unwillen erfahren. Er fand dies völlig unverständlich, schätze er doch den literarischen Wert des Werkes. Außerdem habe sich Goethe selber in seinen Literatursatiren, vor allem in Götter, Helden und Wieland, sehr viel herausgenommen. "… die impertinenten Stellen gegen Wieland [hätten ihn] verdrossen."14

    Reaktion der Theologen

    Als besonders gefährlich schätzten die Theologen, vor allem die protestantischen, den Werther ein, den sie als eine Schrift für die Akzeptanz des Selbstmords auslegten. Unter ihnen ragte Pastor Johann Melchior Goeze (1717–1786) aus hervor, aber auch die Leipziger Theologische Fakultät,15 die zu Jahresbeginn 1775 ein Verbot des Buches erwirkte, das allerdings von den amtlichen "Aufpassern" weniger streng verfolgt wurde, als zu erwarten war. Der Leipziger Verleger des Werthers, Johann Friedrich Weygand (1743–1806), konnte noch eine Zeitlang ungehindert Exemplare drucken.

    Goeze warnte am 4. April 1775 in den Hamburgischen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit vor der Lektüre des Werthers:

    Man bedenke um Gottes Willen, wie viele unsrer Jünglinge mit Werthern in gleiche Umstände geraten können und solches in sonderheit in der gegenwärtigen Epoche, da es als höchste Weisheit angesehen wird, junge Seelen nicht sowohl durch Gründe der Religion in eine recht christliche Fassung zu setzen, als vielmehr dieselben mit lauter phantastischen Bildern auszufüllen und die Empfindungen über ihre Grenzen hinauszutreiben. … [Die] Obrigkeiten und Regenten hätten die allergrößten Ursach, auf Schriften aufmerksam zu seyn, welche der unbesonnenen und brausenden Jugend den Grundsatz: daß die Vorstellung, daß sie den Kerker verlassen können, wenn sie wollen, ein süsses Gefühl der Freyheit sey, einzuflössen droht.16

    Bereits drei Tage später fragte er in den Hamburgischen Nachrichten, was aus der Christenheit werden solle, denn es drohe ein "Sodom und Gomorra".17 Noch weiter ging der Nationalökonom und bedeutendste deutsche Anhänger des Physiokratismus, Johann August Schlettwein (1731–1802) in seiner Schrift Werther in der Hölle (1775). Seiner Meinung nach drohten die Leser "so weit verblendet" zu werden, "daß sie Werthern lieben und bewundern, und an dem Buche seiner Leiden Vergnügen finden", womit "das ganze Fundament von der Glückseligkeit der Gesellschaft untergraben" werde und "von allen Seiten her Zerrüttungen in der physischen, sittlichen, wirthschaftlichen und politischen Ordnung entstehen müssen".18

    Schlettwein verfasste etwa zur gleichen Zeit die Schrift Des jungen Werthers Zuruf aus der Ewigkeit an die noch lebende Menschen auf der Erde,19 in der Werther seine Tat zutiefst bedauert und die Menschen zu überzeugen sucht, es ihm nicht nachzumachen; es sei ihm doch auf Erden so gut gegangen. Unzufriedenheit in diesem Ausmaße lohne sich nicht. Wie der Germanist Klaus R. Scherpe bemerkt, fehle der Vorwurf, dass der Werther ein "System" verbreite, das Verwirrung stifte, da es Unzufriedenheit lehre, "in kaum einer der Anti-Wertherschriften". Exemplarisch hierfür sei das Urteil des Pädagogen Johann Jakob Mochel (gest. 1778): "Eure Schriften sind angenehm, aber sie … erregen Unzufriedenheit mit Gott und den Menschen, machen das zum einzigen, alle übrigen verdrängenden Wünsche des Herzens, was es nicht haben kann, und dasselbige macht sich Flügel eines Drachens und fleucht in den Abgrund zur Hölle."20

    Wertherkult

    Die ablehnenden Rezensionen und Buchpublikationen trugen selbstredend zu einer Zunahme des Leserinteresses bei. Doch entscheidend war, dass das Wertherthema in verschiedenster Form an die Öffentlichkeitdrang: nicht nur durch Zeitungen und Zeitschriften, sondern auch durch theatralische Nachahmungen, Bänkelgesang (z.B. Eine entsetzliche Mordgeschichte von dem jungen Werther. Im Ton gesungen nach "Hört zu, ihr lieben Christen …"),21 bildliche DarstellungenJohann Daniel Donat (1744–1830), Werther und Lotte mit ihren Geschwistern, Bleistift- und Sepiazeichnung, 18. Jahrhundert; Bildquelle: Wahl, Hans: Anton Kippenberg: Goethe und seine Welt, Leipzig 1932, S. 35. ,22 durch die schon erwähnte Mode und durch Gebrauchsgegenstände, wie z.B. Wertherporzellan,23 sowie über die Kanzeln, von denen die Prediger unwillkürlich auf diesen Roman aufmerksam machten. Wir würden heute von einer multimedialen Verbreitung sprechen. Es gab sogar eine Kultstätte: das sogenannte Werthergrab zu , das eigentlich das Grab des Juristen Karl Wilhelm Jerusalem (1747–1772) war. Zu festen Tagen pilgerten Verehrer aller Stände nach einem bestimmten Ritus dorthin und umringten singend das Grab. Als 1779 das Grab zugeschüttet wurde, ergriff der Wirt im nahe gelegenen Garbenheim die Initiative: Er ließ im Garten seiner Wirtschaft, die oft von Jerusalem und Goethe besucht worden war, einen Hügel aufschütten und eine Urne darauf setzen. Es handle sich, so ließ er verlauten, um das Jerusalem-Werther-Grab. Er wusste, dass ihm der Erfolg sicher war. Es gab sogar Gäste aus dem Ausland, die es gesehen haben wollten. Diese Phänomene brachte der Literaturhistoriker Karl Hillebrand (1829–1884) mehr als 100 Jahre nach Erscheinen des Romans auf die Formel "Wertherkrankheit in Europa."24 Er führt seine Leser dabei jedoch in die Irre, denn für ihn gibt es nur in eine Wertherkrankheit; sei davon nicht ergriffen worden. existiert für ihn nicht.25

    Gründe für den anhaltenden Erfolg

    Aus dem Wertherfieber allein lässt sich der lang währende internationale Erfolg des Buches – man denke etwa an das Gespräch zwischen Goethe und Napoleon (1769–1821), in dem Letzterer kenntnisreich den Aufbau des Romans kritisierte – jedoch kaum erklären, auch nicht daraus, wie der Germanist Horst Flaschka es will, dass Werther zu einem Idol geworden ist, d.h., dass er "die Aura und die Verehrung eines Heiligen genießt", wobei Flaschka einschränkend hinzufügt, "ohne allerdings wie dieser ein religiös-tugendhaftes Vorbild zu sein".26 Vielmehr muss zwischen Wertherfieber und Wertherwirkung unterschieden werden. Die Wirkung hat tiefere Ursachen, die in der Sprache, in der Kunst der Beschränkung auf die inneren Zustände einer Figur liegen, die Goethe u.a. durch die neue Form des monologischen Briefromans erreichte; ferner darin, dass man Werthers Geschichte als eine Krankheit zum Tode interpretieren kann, aber auch darin, dass der Roman moderne, philosophisch klingende Feststellungen enthält wie:

    Das sind glückliche Geschöpfe. Auch denen ist's wohl, die ihren Lumpenbeschäftigungen oder wohl gar ihren Leidenschaften prächtige Titel geben und sie dem Menschengeschlechte als Riesenoperationen zu dessen Heil und Wohlfahrt anschreiben. – Wohl dem, der so sein kann! Wer aber in seiner Demut erkennt, wo das alles hinausläuft, wer da sieht, wie artig jeder Bürger, dem es wohl ist, sein Gärtchen zum Paradiese zuzustutzen weiß, und wie unverdrossen auch der Unglückliche unter der Bürde seinen Weg fortkeucht, und alle gleich interessiert sind, das Licht dieser Sonne noch eine Minute länger zu sehn – ja, der ist still und bildet auch seine Welt aus sich selbst und ist auch glücklich, weil er ein Mensch ist. Und dann, so eingeschränkt er ist, hält er doch immer im Herzen das süße Gefühl der Freiheit, und daß er diesen Kerker verlassen kann, wann er will.27

    Karol Sauerland

    Anhang

    Quellen

    Bode, Wilhelm: Goethe in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen: Auch eine Lebensgeschichte: 1749–1803, Berlin 1918.

    Goethe, Johann Wolfgang von: Berliner Ausgabe, Berlin u.a. 1960–1990, vol. 1–23.

    Goethe, Johann Wolfgang von: Hamburger Ausgabe in 14 Bänden, Hamburg 1981, vol. 1–14.

    Gottsched, Johann Christoph: Sterbender Cato: Ein Trauerspiel in Versen, Leipzig 1732.

    Mochel, Johann Jacob: Reliquien verschiedener philosophischen, pädagogischen, poetischen und anderer Aufsätze, Halle 1780.

    Schlettwein, Johann August: Werther in der Hölle, Frankfurt am Main 1775. URL: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:urmel-e0f03656-2404-4c58-9692-cc6138bc369f8 [2021-08-23]

    Schlettwein, Johann August: Des jungen Werthers Zuruf aus der Ewigkeit an die noch lebende Menschen auf der Erde, Carlsruhe 1775. URL: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bvb:29-bv005461948-3 [2021-08-23]

    Tieck, Ludwig: Kritische Schriften, Leipzig 1848–1852, vol. 1–4. URL: https://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10574784-6 (vol. 1) / https://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb11262643-1 (vol. 2) / https://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10574786-7 (vol.3 ) / https://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10574787-2 (vol. 4) [2021-08-23]

    Literatur

    Blumenthal, Hermann (Hg.): Zeitgenössische Rezensionen und Urteile über Goethes "Götz" und "Werther", Berlin 1935.

    Flaschka, Horst: Goethes "Werther": Werkkontextuelle Deskription und Analyse, München 1987.

    Hillebrand, Karl: Die Wertherkrankheit in Europa, in: Jessie Hillebrand (Hg.): Culturgeschichtliches aus dem Nachlasse von Karl Hillebrand, Berlin 1885.

    Müller, Peter (Hg.): Der junge (Johann Wolfgang von) Goethe im zeitgenössischen Urteil, Berlin 1969.

    Rothmann, Kurt: Erläuterungen und Dokumente: Johann Wolfgang Goethe, Die Leiden des jungen Werthers, Stuttgart 1974.

    Sauerland, Karol: Zwischen Irrationalem und Rationalem oder die "Totenfeier" von Mickiewicz und der "Kordian" von Słowacki, in: Hans-Dietrich Dahnke (Hg.): Parallelen und Kontraste: Studien zu literarischen Wechselbeziehungen in Europa zwischen 1750 und 1850, Berlin u.a. 1983, S. .277–293..

    Scherpe, Klaus R.: Werther und Wertherwirkung: Zum Syndrom bürgerlicher Gesellschaftsordnung im 18. Jahrhundert, Wiesbaden 1975.

    Anmerkungen

    1. ^ Tieck, Kritische Schriften 1848, vol. 2, S. 301f.
    2. ^ Zitiert nach: Bode, Goethe in vertraulichen Briefen 1918, S. 104 [Hervorhebung im Original].
    3. ^ Zitiert nach: Müller, Der junge Goethe 1969, S. 205 [Hervorhebungen im Original].
    4. ^ Müller, Der junge Goethe 1969, S. 206.
    5. ^ Goethe, Hamburger Ausgabe 1981, vol 6, S. 561.
    6. ^ Goethe, Hamburger Ausgabe 1981, vol. 10, S. 588.
    7. ^ Gottsched, Sterbender Cato 1732. Das Werk entstand 1730 und wurde ein Jahr später durch die Neubersche Schauspielgruppe uraufgeführt.
    8. ^ Siehe Scherpe, Werther und Wertherwirkung 1975, in dem Nicolais Werk fotomechanisch abgedruckt ist, S. 52.
    9. ^ Scherpe, Werther und Wertherwirkung 1975, S. 52f.
    10. ^ Siehe Müller, Der junge Goethe 1969, S. 156.
    11. ^ Einen Teil der positiven Bewertungen kann man in Müller, Der junge Goethe 1969, S. 144–168 nachlesen.
    12. ^ "Ein junger Mensch, ich weiß nicht wie,/ Starb einst an der Hypochondrie/ Und ward denn auch begraben./ Da kam ein schöner Geist herbei,/ Der hatte seinen Stuhlgang frei,/ Wie's denn so Leute haben./ Der setzt' notdürftig sich aufs Grab/ Und legte da sein Häuflein ab,/ Beschaute freundlich seinen Dreck,/ Ging wohl eratmet wieder weg/ Und sprach zu sich bedächtiglich: "Der gute Mensch, wie hat er sich verdorben!/ Hätt er geschissen so wie ich,/ Er wäre nicht gestorben!" (Goethe, Hamburger Ausgabe 1981, vol. 1, S. 296f.).
    13. ^ Goethe, Berliner Ausgabe 1971, vol. 9, S. 260.
    14. ^ Müller, Der junge Goethe 1969, S. 146.
    15. ^ Siehe das an den Bücherkommissar des Stadtrats gerichtete Schreiben der Fakultät – unterzeichnet von Johann August Ernesti (1707–1781) – in Müller, Der junge Goethe 1969, S. 129.
    16. ^ Müller, Der junge Goethe 1969, S. 120f. [Hervorhebung im Original].
    17. ^ Müller, Der junge Goethe 1969, S. 126.
    18. ^ Schlettwein, Werther in der Hölle 1775, S. 9.
    19. ^ Carlsruhe 1775.
    20. ^ Scherpe, Werther und Wertherwirkung 1975, S. 72 [Scherpe zitiert Mochel, Reliquien 1780, nach Blumenthal, Zeitgenössische Rezensionen 1935, S. 55].
    21. ^ Siehe Rothmann, Erläuterungen und Dokumente 1974, S. 131–135.
    22. ^ Zu den Illustratoren des Werthers gehört u.a. Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726–1801), der zur zweiten Auflage von 1775 Kupferstiche anfertigte. Später gab es auch Meißner Porzellan mit Motiven aus dem Roman.
    23. ^ Siehe Müller-Scherf, Angelika / Eichler, Anja: Wertherporzellan: Lotte und Werther auf Meißener Porzellan im Zeitalter der Empfindsamkeit, Petersberg 2009.
    24. ^ Hillebrand, Die Wertherkrankheit 1885, S. 102–142.
    25. ^ Über den Einfluss der Wertherlektüre auf das Schaffen von Adam Mickiewicz (1798–1855), dem führenden polnischen Romantiker, siehe Sauerland, Zwischen Irrationalem und Rationalem 1983, S. 279.
    26. ^ Flaschka, Goethes "Werther" 1987, S. 298.
    27. ^ Goethe, Hamburger Ausgabe 1981, vol. 6, S. 14.

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    Redaktion:Copy Editor: Jennifer Willenberg

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    ZitierempfehlungCitation

    : Wertherfieber, in: Europäische Geschichte Online (EGO), hg. vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG), Mainz European History Online (EGO), published by the Leibniz Institute of European History (IEG), Mainz 2010-12-03. URL: http://www.ieg-ego.eu/sauerlandk-2010-de URN: urn:nbn:de:0159-20100921636 [JJJJ-MM-TT][YYYY-MM-DD].

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