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Einleitung
Seit der Antike gehörte das Reisen zu den kulturellen Praktiken, die zu Erwerb und Weitergabe von Bildung und Wissen genutzt wurden. Besucht wurden über die eigenen Landesgrenzen hinaus bekannte Menschen, Landschaften und Monumente, die als vorbildlich oder besonders eindrucksvoll betrachtet wurden oder als Verkörperung idealer Schönheit galten. In der Antike richtete sich der Blick der Römer auf Griechenland, in der Neuzeit standen dagegen Italien und Frankreich, aber auch die Niederlande, England und die Schweiz im Fokus des Interesses. Gelegentlich wurde der Blick freilich auch umgekehrt und man interessierte sich für Länder, denen keine oder nur eine partielle kulturelle Leitfunktion zugebilligt wurde. Die nordalpinen Territorien des Heiligen Römischen Reichs gerieten dann genauso in den Blickpunkt wie Osteuropa oder Skandinavien.
Das Reisen zum Bildungs- und Wissenserwerb war eine Praxis der gesellschaftlichen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und künstlerischen Führungsschichten Europas. Im Folgenden beschränke ich mich auf die Touren der adligen und patrizisch-bürgerlichen Eliten, für die das Reisen eine prestigeträchtige Form "standesgemäßer Abwesenheit"1 darstellte. Die dominierenden, außerberuflichen Reiseformen des europäischen Adels hießen zwischen 1550 und 1750 Grand Tour und Kavalierstour. Sie fassten den Besuch von Ritterakademien, Universitäten, Höfen und kulturellen Monumenten aller Art in eine zeitlich-räumliche Ordnung zusammen und wiesen ihr einen bestimmten Abschnitt im Leben des jungen adligen Mannes zu, nämlich die Zeitspanne nach dem Unterricht durch den Hauslehrer im Elternhaus und vor der mit Amtsträgerschaft und Eheschließung verbundenen eigenständigen Lebensführung. Durch diese kulturelle Praxis wurden dem jungen adligen Mann schrittweise neue Handlungsspielräume eröffnet; ihm wurde die Gelegenheit gegeben, sich in der Welt zu bewähren. Durch das Reisen in die Fremde sollte der Status innerhalb der eigenen Gesellschaft gefestigt werden. Das Reisen trug aber auch dazu bei, die Geschlechterdifferenz zwischen Mann und Frau zu definieren, das männliche als das weltläufige und kulturtragende Geschlecht zu profilieren, während dem weiblichen eine häuslich-provinzielle Sphäre und größere Naturverbundenheit zugeschrieben wurde.
Kavalierstour vs. Grand Tour
Kavalierstour und Grand Tour sind nicht deckungsgleich. Grand Tour, ein Ausdruck der im 17. Jahrhundert zumindest in England, den Niederlanden und Deutschland bekannt war (groote tour, große Tour),2 dann jedoch nur auf den britischen Inseln gebräuchlich blieb, wird von der angelsächsischen Forschung heute im Allgemeinen weiter gefasst. So bezeichnet werden auch Reisen, die in höherem Alter oder in Verbindung mit beruflichen Verpflichtungen getätigt werden. Außerdem wird in erster Linie an Italienreisen gedacht,3 obwohl britische Reisende vielfach auch die für ihre kontinentalen Standesgenossen typischen Rundreisen absolvierten.4 Auch zeitlich ist eine Verengung der Forschung auf das 18. Jahrhundert zu erkennen. Grand Tour wäre so treffend als Bildungsreise übersetzt, würde die Bildungsreise in der deutschsprachigen Forschung nicht in erster Linie als bürgerliches, die Grand Tour in der angelsächsischen Forschung dagegen als adliges Phänomen betrachtet werden. Die Terminologie ist also bis heute stark von nationalgeschichtlichen Prägungen überlagert. Zutreffender scheint dagegen, adlig-patrizische Kavalierstour, studentische peregrinatio academica und professorale Gelehrtenreise als parallellaufende Reiseformen mit ständischer Pointe zu begreifen, die im 18. Jahrhundert in der europäischen Rundreise der "gebildeten Stände" aufgingen – in den Reisen einer Gesellschaftsschicht also, die sich aus Adligen und Bürgerlichen gleichermaßen rekrutierte und bereits Merkmale einer "zusammengesetzten Elite"5 aufwies.
Unterschiede, was Aufwand und gesellschaftlichen Aktionsradius betraf, waren freilich immer kultivierbar, wurden auch nie ganz ausgeschaltet, wenngleich namentlich die apodemische Literatur (Einführungen in die Kunst des Reisens) der Aufklärungszeit forderte, auf unnötigen Luxus zu verzichten. Reisedauer, Größe der Suiten, Fortbewegungsmittel, Unterkünfte an den Reisezielen, Kleidung usw. eröffneten nach wie vor Chancen für gesellschaftliche Distinktion. Daher lässt sich namentlich in der deutschsprachigen Forschung eine Tendenz beobachten, das Reisen zu Zwecken des Bildungs- und Wissenserwerbs den sozialen Bezugsgruppen der Reisenden entsprechend weiter aufzufächern: Patrizier-,6 Prinzen-,7 Gelehrten- und Gebildetenreisen8 treten so neben die Kavalierstour. Dabei handelt es sich jedoch um rein heuristische Werkzeuge, die zuweilen zu einer Überpointierung des Distinktionscharakters der Reisen verleitet haben.9 Damit soll jedoch nicht bestritten werden, dass Reisepraxis und gesellschaftlicher Rang und Stand einander spiegelten. Welches Bild man sich von dem frühneuzeitlichen Reisen zu Zwecken des Bildungs- und Wissenserwerbs macht, hängt daher nicht zuletzt davon ab, von welchem Ende der sozialen Leiter man derartige Reisepraktiken betrachtet. Die Forschung in Großbritannien, wo das Thema mittlerweile so populär geworden ist, dass Fernsehserien10 darüber gedreht werden, hat insbesondere die Reisen des britischen Hochadels, der Aristokratie, unter die Lupe genommen. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die britische Aristokratie nach einem Jahrhundert der Revolutionen im 18. Jahrhundert zu einem Wohlstand gelangte, der in Europa seinesgleichen suchte. Wer sich Baron (Freiherr) oder Duke (Herzog) nannte, dem standen unter Umständen Vermögensverhältnisse zur Verfügung, die in den deutschen Territorien allenfalls Herzöge, Kurfürsten und Könige aufbieten konnten, Reichsritter, -freiherrn und -grafen dagegen nicht (vom Territorialadel ganz zu schweigen). Allerdings war die politische Partizipation dieser Standesherren eine andere als die des reichsunmittelbaren Adels. Sie gehörten keinen regierenden Dynastien an, waren insofern freier in der Lebensführung, mussten aber um Einfluss, Ämter und Würden innerhalb ihrer Gesellschaft konkurrieren. Die Grand Tour war Mittel der Wahl, um Rang und Stand, aber auch der Zugehörigkeit zur politischen Nation Ausdruck zu verleihen. Wie keine andere nationale oder territoriale Adelselite verstand es die britische Aristokratie, die ihr zu Gebote stehenden Repräsentationsmedien zu nutzen, um die Erinnerung an die Grand Tour im kollektiven Gedächtnis der Nation zu verankern – eine Strategie, die letztlich so erfolgreich war, dass vor allem britische Historiker diese Reiseform bis heute für eine von britischen Reisenden dominierte beschreiben.11
Eine ganze Reihe von Untersuchungen über Reisende aus anderen Ländern hat jedoch mittlerweile hinreichend belegt, dass es sich bei den fraglichen Reisepraktiken um ein nahezu gesamteuropäisches Phänomen handelte.12 Welches Land die meisten adligen Reisenden stellte, wird sich indes nie recht erweisen lassen. Zwar ist man den Touren auch mit statistischen Methoden zu Leibe gerückt,13 doch können derartige Auswertungen wegen der durchweg dünnen Materialbasis lediglich Tendenzen andeuten, Repräsentativität aber nicht beanspruchen. Verlässliche serielle Quellen konnten bislang nicht entdeckt werden, denn die typischen Quellen – Reiseberichte, Korrespondenzen, Rechnungen usw. – sind "qualitativer", nicht "quantitativer" Natur. Des Weiteren fehlt auch eine sichere Bezugsgröße, zu der sich die absolute Zahl der Reisenden sinnvoll in Beziehung setzen ließe (z.B. die Größe einer Alterskohorte männlicher Adliger).
Das Erfolgsgeheimnis der Touren
Um 1550 verdichteten sich die Motive verschiedener mittelalterlicher Reiseformen, namentlich von Fahrten zur Bekämpfung der Heiden (sogenannten Heidenfahrten) sowie von Pilger- und Ritterreisen,14 zur frühneuzeitlichen Kavaliersreise. Weshalb diese die nächsten zwei Jahrhunderte die dominierende adlige Reisepraxis blieb, ist gar nicht leicht zu erklären. In diesem Zeitraum erschienen zwar ungezählte Apodemiken15 und Reiseberichte, aber es gab keinen Gründungstext,16 auf den sich die Reisenden stützen konnten, der dieser kulturellen Praxis Legitimität verliehen hätte. Auch in der humanistischen Literatur ließ sich keine theoretische Fundierung dieser Reiseform finden. Die niederländische Forschung hat zwar auf einen Brief des Humanisten Justus Lipsius (1547–1606) hingewiesen,17 aber ein Brief alleine erklärt wohl kaum die Beliebtheit und Langlebigkeit der Kavalierstour als kultureller Praxis. Genauso wenig ließe sich eine einzelne, berühmt gewordene Reise benennen, der spätere Generationen nachgeeifert wären. Die berühmten und verehrten Vorbilder wurden nicht in der eigenen Zeit, sondern in der Antike gesucht, und hießen Odysseus (zeitgenössisch Ulysses) oder Telemach.18 Auch biblische Konnotationen, das Leben als Reise zu Gott, schwangen mit. So fern uns diese Vergleichsebenen heute zu liegen scheinen, so waren es doch die moralischen Anfechtungen der Fremde und die Möglichkeit, sich auf Reisen zu bewähren, die die Vergleichsmomente darstellten.
Als wichtiges Motiv wird man gewiss das Sesshaftwerden der Höfe ausmachen können und den Wunsch des Adels, die Höfe zu kennen, bei Hof zu reüssieren. Schon mit der mittelalterlichen Rittereise wurde der "systematische Besuch der Höfe",19 der im Ritterschlag gipfelte, institutionalisiert. Überhaupt war der Hof seit dem Mittelalter eine wesentliche Einrichtung auch zur Erziehung des Adels.20 Wer im Mittelalter als junger adliger Mann an Kultur und Wissen seiner Schicht teilhaben wollte, der musste die Höfe besuchen. Zwar erhielt er dort meist keinen formellen Unterricht, er konnte aber durch Nachahmung versierter Ritter und Teilhabe an höfischen Festen und Zeremonien standesgemäße Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben und verfeinern. Der Aufenthalt am Hof galt als kultivierend oder zivilisierend – ein Effekt, der seit der Renaissancezeit auch dem Leben in Städten zugeschrieben wurde. Wo so viele Menschen unterschiedlicher sozialer und geographischer Herkunft zusammenkamen wie in Höfen und Städten, musste sich der Einzelne stärker zurückhalten, seine Affekte beherrschen lernen und seine Manieren und Umgangsformen zum Gefallen seiner Mitmenschen verfeinern.21 Gerade junge Standespersonen mussten daher den Schritt aus dem ländlich-bäuerlichen Umfeld ihrer Kindheit an den Hof und in die Stadt wagen, wollten sie den Anschluss an die jeweiligen territorialen oder nationalen Eliten nicht verpassen.
Mit diesen Fähigkeiten sind aber auch die septem probitates,22 die sieben Fertigkeiten, angesprochen, die der Ritter beherrschen sollte (Reiten, Schwimmen, Bogenschießen, Boxen, Jagen, Schachspielen und Dichten). Allen Modifikationen zum Trotz lagen diese probitates auch noch der frühneuzeitlichen Adelserziehung zugrunde. Das Formenrepertoire des mittelalterlichen Rittertums blieb auch noch im 18. Jahrhundert prägend für die Welt des europäischen Adels. Pferde, Wappen, Rüstungen und Degen behaupteten ihren Platz im Zentrum höfischer und adliger Selbstdarstellung. Die Gelegenheiten, den Umgang mit ihnen zu erlernen und zu verinnerlichen, wurden jedoch vervielfältigt und institutionalisiert. Schon im Mittelalter stand neben dem Besuch am Hof der Knappen- und Pagendienst. Stellen für Hofpagen gab es jedoch nur in geringer Zahl. Sie zu erlangen, war besondere Auszeichnung, verstärkte aber auch die Abhängigkeit des jeweiligen Stelleninhabers und seiner Familie vom Herrscher. Pagendienst anzutreten, hieß immer auch, sich in die Hand des Herrschers zu begeben.23 Pagen wurden gemeinsam mit dem fürstlichen Nachwuchs in Hofschulen erzogen. Seit dem 16. Jahrhundert entstanden dann jedoch überall in Europa spezielle, dem Adel vorbehaltene Ritterakademien, an denen neben ritterlichen Übungenauch gelehrte Disziplinen unterrichtet wurden.24
Diese Verbindung von ritterlichen und gelehrten Inhalten war freilich nichts Neues – seit Jahrhunderten schon bewegte sich die Bildungswelt des Adels im Spannungsfeld zwischen arma (Waffen) und litteris (Gelehrsamkeit). Neu war jedoch der Grad ihrer Institutionalisierung und Reichweite. Auch im Umkreis von Fürstenschulen und Universitäten entstanden Einrichtungen oder ließen sich Lehrer nieder, die Unterricht in ritterlichen Fächern erteilen konnten. Diese Entwicklungen waren Ergebnis des sich herausbildenden frühneuzeitlichen Fürstenstaates mit seiner starken Nachfrage nach Hof- und Verwaltungspersonal. Hatte diese Nachfrage um 1500 zunächst Juristen bürgerlicher Herkunft neue Chancen eröffnet, beeilte sich auch der Adel, sich für den Fürstendienst, wie es hieß, "qualifiziert zu machen", und damit drangen auch die Werte des Adels in die Welt der Gelehrtenbildung ein. Der Kanon körperlicher Übungen war freilich keineswegs für alle Zeit in Stein gemeißelt, sondern genügte durchaus dem Zeitgeschmack der jeweiligen Epoche. So erfreute sich namentlich im 17. Jahrhundert das Jeu de Paume, eine Variante des Tennis, in Adelskreisen großer Beliebtheit.
Grundsätzlich war der Beobachtungsradius unterwegs jedoch ein weit gespannter. Besucht, bestaunt, beschrieben und zuweilen sogar bildlich festgehalten wurden nicht nur berühmte Monumente aller Art, sondern auch staatliche und kommunale Einrichtungen, Kunst- und Naturaliensammlungen, militärische, gewerbliche und wissenschaftliche Einrichtungen sowie Gärten, Parks und die Wunder der Natur. Außerdem trafen die Reisenden unterwegs mit wichtigen Persönlichkeiten zusammen, mit regierenden Monarchen genauso wie mit politisch oder gesellschaftlich einflussreichen Menschen, mit berühmten Wissenschaftlern und Gelehrten, aber auch mit ihresgleichen. Die Gemeinschaft der Reisenden war eine äußerst engmaschige, oft wurden gleichaltrige Kavaliere einander verbundener Familien gemeinsam auf Reisen geschickt oder taten sich unterwegs mit anderen jungen Reisenden zu Reisegruppen zusammen. So entstanden enge Kommunikationsgemeinschaften, die informell über die Einhaltung gesellschaftlicher Konformität wachten, über einander an ihre Familien berichteten, aber auch mit Blick auf Aktionsweisen und Beobachtungsradius einen Grundkonsens aushandelten.
Das Erfolgsgeheimnis der Touren lag aber letztlich darin, dass sie dank dieser geringen Spezialisierung genug Spielraum zur Anpassung an familiale oder individuelle Erfordernisse ließen. So konnten mit dieser kulturellen Praxis letztlich recht unterschiedliche Erziehungsziele verfolgt und der "beruflichen" Zukunft des Reisenden Rechnung getragen werden. Söhne, die für eine militärische Laufbahn vorgesehen waren, richteten ihr Augenmerk etwa auf Waffentechnik, Festungen und Schanzen. Nicht genug, dass sie Schlachtfelder besuchten, sie nahmen auch Kontakt zu Offizieren auf, um aus erster Hand Informationen über Strategien und Schlachtenverläufe zu erhalten, und traten zuweilen sogar für einen begrenzten Zeitraum ihren Regimentern bei, um Kriegsluft zu schnuppern. Auch wussten solche Reisende Leistungen der Ingenieurkunst zu schätzen, suchten aber auch Schauplätze kriegerischer Auseinandersetzungen vergangener Zeiten auf, um die strategischen Entscheidungen der Kriegsherren vor Ort besser nachvollziehen zu können oder auch einfach die Aura des Erinnerungsraums in sich aufzunehmen. Es ist beinahe überflüssig, darauf hinzuweisen, dass eine solche Ausrichtung des Reisens zu Bildungszwecken zeitweilig bestimmte Länder zu besonderen Anziehungspunkten machte – etwa die Niederlande während des Achtzigjährigen Krieges.25
Andere Ausrichtungen waren ebenso denkbar. Söhne katholischer Familien, die für die geistliche Laufbahn auserkoren waren, reisten etwa nach Rom, studierten am Collegium Germanicum und suchten die Nähe zum Papst. Darüber hinaus boten die Touren für sie die Möglichkeit, sich auch für eine weltliche Laufbahn zu qualifizieren, sollten sich die Pläne, welche ihre Familien für sie hegten, aufgrund des plötzlichen Todes eines älteren Bruders einmal ändern.26 Aber auch für evangelische Reisende konnte Religion als Beobachtungsgebiet eine wichtige Rolle spielen. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nutzten Söhne pietistischer Adelsfamilien etwa ihre Reisen in die Niederlande, um die dortige Vielfalt religiöser Gruppierungen und Sekten kennen zu lernen, bevor sie in Frankreich die Nähe zu reformkatholischen Strömungen, namentlich den Jansenisten, suchten. Sie erweiterten auf diese Weise den ansonsten stark begrenzten Aktionsradius der kleinen reichsfreiherrlichen oder -gräflichen Höfe, aus denen sie stammten.27
Überhaupt war die Konfession eine Frage, an der sich die Geister schieden. In Großbritannien vermutete man hinter der Italiensehnsucht der Aristokratie kryptokatholische Bestrebungen, die teilweise wohl auch nicht zu leugnen waren. Sie machten die Reisenden zur Zielscheibe heftiger satirischer Attacken. "Englese Italianato e un diabolo incarnato" ("An Englishman Italianate is a devil incarnate") lautete ein bekanntes Sprichwort.28 Auf dem Kontinent wurde die Problematik im Allgemeinen mit mehr Takt behandelt. Protestantischen Reisenden wurde mit auf die Reise gegeben, sich im Ausland an ihre Glaubensgenossen zu halten und, wo dies nicht möglich war, auf private Glaubensausübung auszuweichen. Nach 1648 bot das sich rasch herausbildende Netz von Gesandtschaften zudem die Möglichkeit, in den Häusern von Residenten und Gesandten Privatgottesdiensten beizuwohnen. Auch in konfessioneller Hinsicht stellten die Touren eine Bewährungsprobe dar. Zuweilen wurde aus konfessionellen Gründen gerade die Reise nach Italien abgesagt. Weniger kritisch stand man dagegen Frankreich gegenüber, wohl nicht zuletzt aufgrund der Distanz der gallikanischen Kirche zu Rom. Allen Beschwörungen zum Trotz kam es natürlich vor, dass Reisen für den Übertritt zum anderen Glauben, in der Regel zum Katholizismus, genutzt wurden oder eine spätere Konversion vorbereiteten.29
Selbstverständlich besaß das Reisen auch für all jene beträchtliches Potential, die sich auf eine Laufbahn im fürstlichen Verwaltungsdienst vorbereiteten. Sie konnten auf Reisen nicht nur ihre juristischen Studien an den führenden Rechtsfakultäten Europas fortführen, sondern ihr Verständnis für Politik auch durch Teilnahme an der Konversation politischer Kreise im Ausland vertiefen. Wichtige Anlaufpunkte in dieser Hinsicht waren einmal mehr die Haushalte von Residenten und Gesandten – gesellschaftliche Mittelpunkte, in denen Fremde mit Mitgliedern einheimischer Oberschichten im Rahmen sogenannter Assemblées zusammenkamen.30 Gerade für Söhne, die selbst einmal eine diplomatische Laufbahn einschlagen wollten, war dies eine gute Möglichkeit, erste Erfahrungen zu sammeln. Aber auch den vielen kleinen Höfen in Deutschland, die aus finanziellen Gründen selbst keine Diplomaten an die großen europäischen Höfe entsenden konnten, eröffneten sich Kanäle ins Ausland, indem sie ihre Söhne reisen ließen. Die größeren Höfe des Reiches nutzten die Touren ihrer Söhne sogar, um diese mit ersten, freilich meist relativ unbedeutenden außenpolitischen Geschäften zu betrauen, die diese dann zu verfolgen hatten.31 So reichte das außenpolitische Betätigungsfeld der reisenden Kavaliere letztlich von der bloßen Beobachtung über die Informationsbeschaffung bis hin zur Ausübung erster diplomatischer Geschäfte. Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang, dass Johann Daniel Schöpflin (1694–1771) im 18. Jahrhundert an der Universität Straßburg eine erste institutionalisierte Ausbildungsmöglichkeit für zukünftige Diplomaten schuf, die von Reisenden aus ganz Europa frequentiert wurde.32
Diesen drei inhaltlichen Schwerpunkten von Touren ließe sich eine ganze Reihe weiterer hinzufügen. Hier sei jedoch lediglich die Suche nach (akademischem) Wissen und (klassischer) Bildung erwähnt. Es liegt auf der Hand, dass Rundreisen namentlich für Gelehrte eine attraktive Möglichkeit boten, die Erinnerungsräume ihrer Disziplinen zu besuchen, neue Anregungen zu erhalten und sich ein überregionales, möglicherweise sogar internationales Netzwerk aufzubauen, das nach Abschluss der Reise durch Korrespondenz gepflegt wurde und Publikations- und Karrierechancen eröffnete.33 Gerade fortgeschrittene Studenten und Universitätsprofessoren traten daher im 17. und 18. Jahrhundert vielfach Reisen an, die denen des Adels in mehr als einer Hinsicht ähnelten. Aber auch der Adel selbst war bestrebt, an gelehrten Netzwerken zu partizipieren und sich zumindest ausreichend Wissen anzueignen, um in der Konversation der gebildeten Stände bestehen, sie zuweilen auch prägen zu können.34 Der Hunger des Adels nach (klassischer) Bildung wurzelte im Repräsentationswettbewerb der Höfe und mündete, soweit ausreichende Mittel vorhanden waren, in eigener Sammeltätigkeit.
Transfer von Menschen, Dingen und Konzepten
Menschen
Damit wären wir bei der Frage nach den Transferprozessen, dem Austausch oder Zirkulieren von Menschen, Dingen und Konzepten, und der Rolle der Touren für sie angekommen. Bleiben wir zunächst bei den Menschen. Bezogen auf sie, sind Reichweite und Grenzen des Transfers in der sozialen Praxis des Reisens schon inbegriffen. Das Reisen umfasst den Aufbruch in die Fremde, aber auch die Rückkehr zum Ausgangsort. Die mit den Touren verbundene Abwesenheit war also immer nur eine vorübergehende. Im Gegensatz zur modernen Urlaubsreise beanspruchte das frühneuzeitliche Reisen zum Erwerb von Wissen und Bildung jedoch Zeit. Nicht selten waren Reisende mehrere Monate, meist sogar Jahre unterwegs. In Ausnahmefällen wurden Reisende zu Migranten, die in der Fremde blieben.35 Bei den jungen Kavaliere kam dies allerdings nur sehr selten vor. Etwas häufiger entschlossen sich dagegen ihre Hofmeister oder Lehrer, in der Fremde zu bleiben. Bekannte Beispiele sind Johann Joachim Winckelmann (1717–1768) und Johann Friedrich Reiffenstein (1719–1793), die sich als Antiquare in Rom niederließen.
Dass Reisen den Menschen ändert, war so gewollt. Die jungen Kavaliere sollten unterwegs Weltgewandtheit gewinnen und die Verhaltensnormen ihres Standes verinnerlichen. Insofern muss das kavaliersmäßige Reisen als Teil adliger Sozialisation angesprochen werden. Hiermit eng verknüpft war die Rezeption von Baldassare Castigliones (1478–1529)[] Cortegiano36 und Nicolas Farets (ca. 1596–1646) L'honneste-homme,37 den maßgeblichen, in der Romania entwickelten Vorbildern für standesgemäßes Verhalten. Im Jahrhundert der Aufklärung trat dieser Zweck des Reisens zunehmend in den Hintergrund. Stattdessen sollte jede Reise einem "Hauptzweck" untergeordnet werden, welcher das Wohl der "Mitbürger" befördert, und auf die Kultivierung von Standesmerkmalen verzichtet werden.38 Aber auch die Tendenz, Reisen in einen Fluchtraum umzufunktionieren und von utilitaristischen Zielen befreite ästhetische Erfahrungen zu suchen, lässt sich beobachten. Jenseits der aufklärerischen Indienstnahme des Reisens stand so zumindest seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vielfach auch die "Selbstbildung des adligen Individuums"39 im Vordergrund der Touren.
Schwerer auszumachen ist dagegen, welche Transferprozesse die Reisenden in den besuchten Ländern, Städten und Ortschaften auslösten. Diesbezügliche Studien fehlen meines Wissens noch. Was die Mehrzahl der Reisenden betrifft, so dauerte ihre Anwesenheit vor Ort freilich nicht lange genug, um Spuren zu hinterlassen. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass die schiere Zahl der Reisenden, die Jahr für Jahr bestimmte Orte besuchten, um sich dort mehr oder weniger lange aufzuhalten, an diesen Orten etwas veränderte, auf sie ausgerichtete Infrastrukturen entstehen ließ – angefangen beim Herbergs- und Beförderungswesen über spezielle Lehrmeister und Fremdenführer, die berüchtigten Ciceroni, bis hin zu Hof- und Verwaltungsbeamten, die sich auch um fremde Reisende zu kümmern hatten. Unter Ludwig XIV. (1638–1715) gab es in Versailles etwa zwei Introducteurs des Ambassadeurs et Princes Etrangers, die für die Integration von Gesandten und adligen Reisenden (nicht nur Fürsten) in das Hofzeremoniell sorgten. In Rom nahmen sich die Kardinalprotektoren, welche die Interessen der nationes an der Kurie vertraten, auch der Reisenden aus dem Land an, für das sie zuständig waren. Namentlich für den Kunstmarkt der Ewigen Stadt avancierte der Fremdenverkehr im 18. Jahrhundert zu einem nicht zu unterschätzenden Faktor.40 Ein Künstler wie Pompeo Batoni (1708–1787) verdankte seinen Aufstieg zur europäischen Zelebrität nicht so sehr einheimischer Patronage, sondern seinem Ruf in der europäischen travelling community. Aber auch der venezianische Kunstmarkt wurde von Reisenden stimuliert. Der venezianische Maler Giovanni Antonio Canal (1697–1768) genannt Canaletto begab sich 1746 sogar nach London, da seine wichtigsten Auftraggeber, britische Reisende, nach dem Ausbruch des Österreichischen Erbfolgekriegs Italien mieden.41 So trug das Reisen dazu bei, einen diversifizierten Kunstmarkt entstehen zu lassen.
Dinge
Wo Menschen reisen, führen sie freilich meist auch Dinge mit sich. Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass auch Kavalierstour, Bildungsreise und Grand Tour zu einem Transfer von Dingen führten. Die Richtungen dieser Transfers waren durch die Gesetze einer zunehmend monetarisierten Gesellschaft bestimmt. Die Reisenden führten auf ihren Touren kaum Gastgeschenke oder andere Dinge aus ihrer Ausgangsgesellschaft mit sich, um diese in der Fremde weiterzugeben. Zwar war die frühneuzeitliche Gesellschaft stark von personalen und familialen Beziehungsgeflechten geprägt, aber auf den Touren überschritt die Mehrzahl der Reisenden die Grenzen jener Netzwerke, in die sie selbst eingebunden waren. Die Regeln des do ut des, von Gabe und Gegengabe, galten für sie am Zielort zunächst nicht. Die einzigen Gaben, die von ihnen erwartet wurden, waren Zahlungen und Trinkgelder. Das Bild ändert sich, wenn man danach fragt, was die Reisenden mit nach Hause nahmen. Die Palette der Güter, die in der Fremde erworben werden konnten, ist freilich sehr breit. Zum Üblichen gehörten beispielsweise Bücher, die zu Studienzwecken erworben wurden und zu Hause vielleicht schwer erhältlich waren. Zuweilen wurden die Reisen von Söhnen von den Familien sogar gezielt genutzt, um die heimische Bibliothek aufzustocken.42 Listen wurden versendet, jugendliche Reisende fungierten als Buchagenten. Hinzu kam Kleidung nach der neusten spanischen oder französischen Mode, die man nach der Rückkehr als Zeichen der eigenen Weltgewandtheit noch eine Weile tragen konnte. Auch Degen, die für den Fechtunterricht benötigt wurden, kaufte man im Ausland und brachte sie später mit nach Hause. Und schließlich: Repräsentationsgegenstände aller Art. Eine herausgehobene Rolle im 18. Jahrhundert spielte in diesem Zusammenhang das Portrait. Gerade britische Reisende gaben, sofern sie es sich irgendwie leisten konnten, in der Fremde, am besten in Rom oder Venedig, ein Portrait in Auftrag. Anknüpfend an bestehende Vorbilder, entwickelte der Maler Pompeo Batoni eine Bildformel, die für die repräsentative Darstellung der Reisenden prägend wurde (und heute noch den Bildaufbau so mancher Urlaubsfotos bestimmt). Der Reisende posierte vor einem von Sehenswürdigkeiten dominierten Hintergrund oder in einem Ensemble berühmter Überreste der Antike, auf das er mit elegant abgespreiztem Arm und lässigem Zeigegestus deutete. Die britische Forschung hat hierfür die Bezeichnung "swagger formula" geprägt.43 Die bereiste Fremde schrumpfte so zur trophäenhaften Kulisse, zu einer Wunderkammer, über die der Reisende als dilettierender Antiquar gebot. Was den Transfer der Dinge betraf, blieb die Bilanz also ziemlich einseitig. Die Reisenden waren eher Exporteure als Importeure.
Konzepte
Am schwierigsten dingfest zu machen ist wohl die Frage nach der Rezeption von Konzepten und Ideen. Recht allgemein wird man auf die Besuche von Universitäten und Ritterakademien (siehe oben) verweisen können. Das "galante" Studium wurde von den Reisenden durchaus mit Ernst betrieben. Detaillierte Stundenpläne regelten den Tagesablauf der Reisenden an ihren Studienorten, sorgten dafür, dass sie den Unterricht bei den ausgewählten Lehrern und Professoren regelmäßig besuchten und den ihnen vermittelten Stoff auch wirklich lernten. Anhand von Buch- und Leselisten adliger Reisender lässt sich nachvollziehen, dass sie im Laufe ihrer Touren etwa mit den wichtigen staatstheoretischen Schriften ihrer Zeit in Berührung kamen.44 Zwar war das Reisen gewiss nicht der Königsweg, um sich solche Werke zu erschließen, doch lässt sich dennoch schlussfolgern, dass Reisen und Studium im Ausland zu ihrer Verbreitung beitrugen. Wie die auf diesem Wege vermittelten Konzepte und Ideen von den jungen Kavalieren rezipiert wurden, lässt sich jedoch in der Regel nicht nachvollziehen. Meist erfahren wir nur, welche Lehrer oder Lektüre gewählt wurde, während die intellektuelle Verarbeitung keinen Niederschlag fand.
Als wichtigstes Medium des Transfers von Konzepten und Ideen dürfen wohl die Berichte der Reisenden angesprochen werden, die zugleich aber auch Mittel zur Selbstdarstellung waren. Als Vehikel des Erlebten dürfen diese Reiseberichte freilich weder über- noch unterschätzt werden. Namentlich im 17. Jahrhundert handelte es sich dabei um Itinerarien, in denen jede Etappe der Reise erwähnt, das Gesehene aufgelistet und mit knappen Wertungen verknüpft wurde. Auch wenn sie gegenüber der zeitgenössischen Reiseführerliteratur meist wenig Neues boten, gab es doch hier und dort individuelle Momente, etwa in der Begegnung mit Menschen in der Fremde oder in Episoden am Wegesrand, die zeigen, was die Reisenden erfreute, beeindruckte oder bewegte. Mit der Ausbreitung aufklärerischer Prinzipien avancierte der Reisebericht dann mehr und mehr zu einem Medium, das auf die Förderung des Gemeinwohls ausgerichtet war. Die Ausführungen wurden umfassender, enzyklopädischer, aber auch reflektierter, ideologischer, waren mitunter auch stärker auf Anwendbarkeit bedacht. Sie erfüllten ihren Zweck, indem sie in der heimischen (Adels-)Gesellschaft herumgereicht und gelesen wurden. Das Publikum solcher Reiseberichte war also ein größeres als das der Kernfamilie, umfasste auch den weiteren Kreis der Verwandtschaft sowie befreundete Familien.
Am besten greifbar sind die Transferprozesse wohl im Bereich der bildenden Künste, die zur höfischen und adligen Selbstdarstellung genutzt wurden. Kavalierstour, Bildungsreise und Grand Tour sind in diesem Zusammenhang jedoch weniger als Transfermedien, denn als Verbreitungskanäle zu begreifen, die dazu beitrugen, die Begeisterung für bestimmte Motive zu verallgemeinern. Nur selten einmal resultierte aus einer Tour die Beauftragung eines bestimmten Künstlers oder Architekten durch den Reisenden oder dessen Familie. Aber den geschmacklichen Grundlagen, die auf Reisen gelegt wurden, konnte sich niemand entziehen. Dieser Zusammenhang liegt, gerade was die Begeisterung der europäischen Oberschichten für Italien betrifft, auf der Hand. Motive, die an die Kulturlandschaft der Apenninenhalbinsel anschlossen, waren in Barock und Rokoko ein wesentlicher Bestandteil des Ausstattungsprogramms nordalpiner Schlösser und Gärten. In Großbritannien waren es vor allem die im Veneto gelegenen Bauten Andrea Palladios (1508–1580), die von zahlreichen Bauherren aufgegriffen wurden. Der Neopalladianismus wurde so zum bevorzugten Baustil der Anhänger der politisch dominierenden Whig-Partei. Aber auch der böhmische Adel orientierte sich bei der Anlage von Lustschlössern an italienischen Beispielen. So ließ etwa Graf Wenzel Adalbert von Sternberg (gest. 1708) nach seiner Kavalierstour in den Jahren 1663/1664 in der Nähe von Prag Schloss Troja nach dem Vorbild der römischen villa suburbana errichten. Im 18. Jahrhundert erfreuten sich auch der Vesuv und die Natur- und Antikenlandschaft der Phlegräischen Felder einer großen Beliebtheit. Der Vesuv avancierte nicht nur zu einem beliebten malerischen Motiv, sondern wurde auch in Gartenanlagen en miniature nachgebaut – beispielsweise in Wörlitz. Auch das nahe bei Neapel gelegene vermeintliche Grab des Virgil (70 v. Chr.–19 v. Chr.) []wurde in Gartenanlagen nördlich der Alpen aufgegriffen und als Grablege oder Staffagebau nachgebaut.45 Dabei war es bald nicht mehr wichtig, ob der Bauherr eigentlich in Italien gewesen war oder nicht. Romanitas wurde zum festen Bestandteil der Kultur der europäischen Oberschichten – auch hierzu leisteten Kavalierstour, Bildungsreise und Grand Tour einen wesentlichen Beitrag.
Es ist in diesem Zusammenhang nicht unwichtig, auf die Grenzen hinzuweisen, welche die Kavalierstour als Verbreitungskanal hatte. Es bedurfte illustrer "Grenzgänger", die sich längere Zeit in der Fremde aufhielten, um diese Grenzen zu überwinden. Persönlichkeiten wie Johann Joachim Winckelmann in Rom, Francesco Algarotti (1712–1764) am Hofe König Friedrichs II. von Preußen (1712–1786), Consul Joseph Smith (1674–1770) in Venedig oder Sir William Hamilton (1730–1803) in Neapel waren erfolgreiche Makler zwischen fremden Reisenden und einheimischer Gesellschaft. Sie stießen damit in eine Lücke, die Kavalierstour, Bildungsreise und Grand Tour in der Regel nicht füllen konnten, nämlich Verbindungen zwischen Höfen zu stiften oder den Transfer von Gütern und Konzepten in gesellschaftlich folgenreicher Weise zu organisieren. Die Touren hatten nämlich ganz überwiegend nur für den einzelnen Reisenden und sein unmittelbares Umfeld Folgen, wenngleich sie als kulturelle Praxis durchaus ein den Geschmack der gesellschaftlichen Oberschichten nachhaltig prägendes Potential besaßen.